Karl-Heinz Fricke

Klage eines Weihnachtsbaumes

Menschen, ich klage euch meine Not,
seit ein paar Wochen bin ich schon tot.
Man hat mich von den Wurzeln getrennt,
sie hörten nicht, wie ich geflennt.

Sie zogen mich durch den tiefen Schnee,
jedes Zweiglein tat mir dabei weh.
Sie hörten nicht mein Weheklagen
und warfen mich auf einen Wagen.

An einem Wohnhaus angekommen
wurd' ich von dem Gefährt genommen.
Ein Bursche trug mich ins Haus hinein,
als sollte ich dort für immer sein.

Dann schraubte man meinen kalten Stamm
in einen Ständer recht fest und klamm.
Plötzlich konnte ich wieder stehen
und wurd' wie ein Wunder angeseh'n.

Mit Kugeln und Lametta behängt
fühlte ich mich mächtig eingeengt.
Richtige Kerzen brachte ein Mann
am Ende bei mir auch noch an.

Herein kam dann eine Kinderschar,
die mich leuchtenden Auges ansah.
Sie staunten sehr über meine Pracht,
dann sangen sie von der Stillen Nacht.

Als eine Woche war vergangen,
hat gleich man damit angefangen
mir alles wieder wegzunehmen,
sie taten sich dabei nicht schämen.

Als nächstes nahmen sie den Stand,
noch hielt mich aufrecht eine Hand.
Dann warf man mich zur Tür hinaus,
ich landete unsanft vor dem Haus.

Dort lag ich bedrückt, wehrlos und still
und landete schließlich auf dem Müll
und dann im lodernden Flammenmeer,
und seit dem Tage bin ich nicht mehr.

Karl-Heinz Fricke  12.12.2008

 

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Karl-Heinz Fricke).
Der Beitrag wurde von Karl-Heinz Fricke auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

Bild von Karl-Heinz Fricke

  Karl-Heinz Fricke als Lieblingsautor markieren

Buch von Karl-Heinz Fricke:

cover

Isidor was machst du da? von Karl-Heinz Fricke



Eine poetische Reise durch den Humor.
Ein Mutterwitz, der beabsichtigt nicht nur ein Lächeln auf das Gesicht des Lesers zu zaubern, sondern der die Bauch- und Gesichtsmuskeln nicht verkümmern lässt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (19)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Thema des Monats" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Karl-Heinz Fricke

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Ackergaul und Reitpferd von Karl-Heinz Fricke (Tiere / Tiergedichte)
A d v e n t von Ingrid Drewing (Thema des Monats)
Sommerlächeln von Ingrid Drewing (Natur)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen