August Sonnenfisch

Vierundzwanzigster Dezember



 

Vierundzwanzigster
Dezember


In den Stunden vor Heilig Abend
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Drei Tage nach der Winterwende
des Sonnengestirns
aus der Tiefe der Finsternis.


Menschen finden in ihren Herzen
eine Türe, ja ein Tor

"Macht hoch die Tür, 
die Tor macht weit!"
Ein göttlich Licht: ein Himmelskind
ist uns geboren:
ein Licht in die
Finsternis dieser Welt!" 


Tür und Tor zum
"Halt ein!"

vom Rackern und Rennen,
vom Hetzen und Hasten -
mit 
sich selbst
und den Nächsten.

Dreizehn Uhr schlägt
die Glocke
vom Turm:
herabgelassen die Rolläden
der Märkte, der
Kioske und der Cafés ...
nur heftiges Schneetreiben noch!

Doch die Wirte des Akarasch Kebap,
lassen mich gastfreundlich ein:
ist doch der Christus für sie
ein Prophet,
beileibe kein Gott -
denn Allah hat
keinen Sohn,
geschweige eine Tochter!

Ergo 
servieren mir die Frauen
des Hauses,
kopftuchbewehrt,

am vierundzwanzigsten
des Dezember
mit 
südlich durchsonntem
Charme
eine Pitta, ein
Fladengebäck, mit türkischem Tee. 


Vier türkisch- deutsche Männer, 
einer mit Töchterlein,  
und ich - bedient von 
zwei Wirtsfrauen 
von leutseligem Geist. 
Der Tee ist selbstredend frei.

Und für uns Christen ist der
Christus allein ein Phantom:
wir finden ihn nicht:
nicht in uns
selbst, nicht im Vis-à-Vis!

*
Späterhin im Mac Café
offeriert mir eine blondjunge Frau,
als Engel gewandet mit
Flügeln in Weiß
,
einen Cappuccino und Gebäck.
Für jedermensch
geöffnet bis fünfzehn Uhr.

*
Heut, drei Tage nach der Jahres-
mitternacht, kommen
die Menschen
endlich einmal zur Ruhe! 
Doch kaum mehr zur Stille -
in die Stille jenes alten Liedes
auf einem Televionsschirm 
an der Wand von der
"Stillen Nacht, der heiligen Nacht".
Feierlich von einem festlichen Chor 
zu Gehör gebracht.

Wir erfahren die Stille
nicht mehr,
erfahren die Finsternis,
nicht mehr,
die Macht des
göttlichen Seinsgrundes in uns
nicht mehr - welcher
sich nicht aufdrängt!

Ist uns doch
in diesen Tagen
vielfältiger
Experimente
mit Gott und der Welt
nichts mehr
eigen,
 nichts mehr heilig! 

      
Stille Nacht, heilige Nacht!

Ich parliere mit dem weißflügelig
irdischen Engel über
die menschlich
zwischenmenschliche Armut
in dieser Überfülle 
an materiellen Gütern.


*
Doch in der Jordantaufe
öffnete sich der Christus,
der Sonnengeist 
höchstselbst,
in jenem Bethlehem-Menschen 
namens Jesus von Nazareth
in dessen
dreißigstem Jahr.

Auf dass die göttliche Liebe,
und der Genius in uns
an Großmut
gewännen!

 Von den Alten ward diese Taufe im Jordan
 durch Johannes den Täufer
 an Epiphanias gefeiert:
dem Tag der
Erscheinung des Herrn!
        

Halte inne!
Fühle deine Gefühle!
Fühle sie aus!
Begegne den Kräften
der Liebe in dir!
Tanze mit deinen Talenten
als ein Mitschöpfer des Kosmos!
Der Erde zum Gedeihen
!

Stille Nächte, heilige Nächte!

Halte inne
in diesen Rauhnächten
der Germanen,
in diesen heiligen Nächten
der Christen: 

Halte inne im Imponieren
und Konkurrieren,
im Bekämpfen und Bekriegen.
Halte inne im Konsum!
Lausche auf das
Kind in dir,
erahne den
göttlichen Seinsgrund in dir!

Goutiere den Müßiggang mit dir 
und deinen Nächsten!
Dann eruptieren
die unerlösten Dramen
in deiner Seele.
Durchlebe sie
bis zur Neige.
Dann küsst dich der innere Gott.
Frieden und Stille.

*
Um sechzehn Uhr dann
im festlich geschmückten
Haus der Betagten
eine Predigt über Goethes Türmer
aus der Tragödie seines "Faust" -
mithin über unsere
Mission in dieser Welt:

Zum Sehen geboren,
zum Schauen bestellt ...
Ich blick in die Ferne,
seh in die Näh ...
So seh ich in allen die ewige Zier,
und wie's mir gefallen,
gefall ich auch mir ...

Verse 1288 ff


Piano und Violine, Gesang
und Eurythmie.
Und die Hände einander reichen.

An einem vierundzwanzigsten
im Dezember.






(c) August Sonnenfisch:
Pforzheim - Niefern - Öschelbronn,
24. Dezember 2010 ff



 

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