Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und alles bleibt so wie bisher.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder hungern immer noch.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder sterben viel zu früh.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder müssen Soldaten werden.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder werden getötet.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder weinen in der Nacht.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder werden immer noch missbraucht.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder vermissen die Nähe ihrer Eltern.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinderseelen zerbrechen nach einer Trennung.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder werden schon im Mutterleib getötet.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder werden von ihren Eltern ausgesetzt.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Eltern schauen beim Großwerden zu.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder zerstören sich selbst und andere.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kindern wird täglich die Kindheit geraubt.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und Kinder lernen für ihr Leben zu wenig.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und seine Engel kommen immer wieder zu spät.
Es darf nicht sein,
dass Gott ein Kind wird
und keinem geht ein Licht auf.
© H.W.K.
Anmerkung:
In wenigen Wochen sitzen wir vor einem geschmückten Baum, davor vielleicht eine Krippe. Wir hören von der Geburt Jesu. Was wollen all die schlauen Theologen und Politiker eigentlich noch sagen? Die Wirklichkeit unseres Lebens müsste ihnen die Zunge verkleben. Sie sollten lieber schweigen. Denn die Hoffnung können wir uns selbst immer wieder neu einreden - nicht nur zu Weihnachten. Mit jeder scheußlichen Nachricht über das Leiden der Kinder auf unserem Planeten wird die kleine Hoffnung weggeblasen. Aber selbst die kleinste Flamme wirft noch Licht. Dazu brauchen wir weder Theologen noch Politiker, dazu brauchen wir unser Herz.