Heidrun Gemähling

Stiefelmaus


Im Stiefel saß mal eine Maus,
es war der vom Nikolaus,
dieser wollte bald bescheren
stillen Kinderleins Begehren.

So hob er an das große Bein,
stieg vergnügt zum Stiefel rein,
doch plötzlich hörte man ‘nen Schrei,
er rief ganz laut: „Oh wei, oh wei!
Da krabbelt was in meinem Schuh
und piepst erbärmlich immerzu!“.

Der Alte wurde sehr verstört,
hat solche Töne nie gehört,
zog schnell heraus sein Bein,
schwups, die Maus gleich hinterdrein,
sah den Sack dort stehn im Eck,
sprang empor ins neue Versteck.

Sehr verdattert zog der Mann
wieder seinen Stiefel an,
hob den Sack auf seinen Rücken,
um die Kindlein zu beglücken,
hörte just in dem Moment,
wie es piepste hinterm Hemd:

Jetzt ist die Maus sogar im Sack,

oder ‘ne andre von diesem Pack!“.
Er drehte sich beständig wilder,
rief voll Not nach seiner Hilda:
Hilf mir bitte, gutes Weib,
es krabbelt mich am ganzen Leib!“.

Es spaßte sehr dem kleinen Tier,
bald war es dort, bald war es hier,
saß überm Gürtel vorn am Bauch,
hielt am Schenkel fest sich auch,
schlich sich leise an das Ohr,
war vergnügt wie nie zuvor,
knabberte noch flink am Barte.
Man hörte schrill die Worte: „Warte!
Das ist des Nachbarn weiße Maus,
hab keine Angst mein Nikolaus.
Ja, das ist sie ganz genau!“,
rief entsetzt die gute Frau.

Er, erstarrt und voller Schreck,
rief erbost: „Nimm‘s Biest bloß weg!“
Doch dieses lief von ganz alleine
mit Elan entlang dem Beine,
plumpste in den großen Schuh,
der Niklaus sah verzweifelt zu.

Wieder plagte ihn die Pein,
rief erschüttert: “Sie ist hinein
jetzt in meinen roten Socken,
wer wagt es, sie herauszulocken!“
Nachbar Hugo mit schnellem Schritt,
ergriff die Maus und nahm sie mit.
Gejammer drang nun aus dem Haus,
es war die Angst vom Nikolaus.

© Heidrun Gemähling


 

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