Vorweihnachtszeit
Es wird Zeit ein wenig einzukaufen, denn in drei Tagen ist der erste Advent und ich habe noch keinen Kranz besorgt. Und einige Sachen für den Baum und die Deko fehlen auch noch. So beginnt der 27.11., ich mache wieder einmal alles rebellisch. „Komm Schatz“, rufe ich ins Schlafzimmer, „wir wollen doch heute noch einige Einkäufe für Weihnachten machen. Ich brauche noch so viel und ich weiß nicht, wo ich alles finden werde. Das dauert bestimmt den ganzen Tag. Also steh auf, mach schon.“
Du reckst dich noch in den Laken, bist noch müde vom Vorabend. Es war ja auch sehr anstrengend für dich. „Schatz“, rufe ich durchs Zimmer, „ich war sehr stolz auf dich gestern Abend.“ Ich gehe ins Schlafzimmer, schmeiße mich aufs Bett und ziehe die Decke weg. „Komm schon steh auf.“ „Erst einen Kuss“, verlangst du von mir. Ich rutsche näher und küsse dich zärtlich. „Nicht ich will nicht, lass los.“ Und schon liege ich in deinem Arm und werde zärtlich geküsst und gestreichelt. Nun kann auch ich nicht wiederstehen und küsse dich zurück. Nach einiger Zeit stehen wir dann endlich auf und machen uns bereit für einen Einkaufsbummel. Als wir in der Stadt angelangt sind, fängt es an zu schneien. Ich freue mich riesig darüber, ich liebe Schnee in dieser Vorweihnachtszeit und auch über Neujahr. „Schau nur da, der schöne Baum. Komm mit, ich möchte ihn von nahen sehen. Und da die schönen Kugeln und die süßen Engelchen.“
Mein Herz klopft wie verrückt bei all diesen schönen Sachen. „Warum schaust du mich so an Schatz? Lachst du mich aus?“ „Aber nein, ich freue mich über dich. Du bist so voller Energie.“ Ich schmiege mich an dich und halte dir eine Nuss hin, stecke sie zwischen deine Zähne und lache. „Als Erstes kaufe ich goldene Schleifen für die Kugeln. Dann die goldenen Kugeln und Lametta. Schau mal dort, der Engel, sollen wir den für die Spitze an unserem Weihnachtsbaum nehmen? Was meinst du Schatz? Ja, der würde bestimmt gut aussehen.“
Als die ersten Plätzchen auf dem Teller liegen, kommst du aus dem Schlafzimmer und schnüffelst herum. „Wo sind sie?“ „Holla, erst einmal guten Morgen mein Schatz. Und nun setz dich hin wir können Frühstücken.“ Ich hatte ein kleines Tellerchen mit allen Sorten Plätzchen auf den Tisch gestellt, ganz dicht bei deinem Teller; ich sah wie deine Augen leuchteten. Und schon verschwand eines in deinem Mund. Ich musste lachen, das sah drollig aus, wie ein kleiner Bub der unauffällig naschen will. „Schatz, ich liebe dich“, sagte ich und gab dir einen Kuss auf deine süße Schnute. „Nach dem Frühstück machst du mir das breite Brett auf der Fensterbank fest. Und ich schmücke es wie einen Kamin.“ „Oh ja, das sieht wunderschön aus mein Liebling“, sagtest du. „Danke, mein Schatz, freut mich, dass es dir gefällt.“
Ich stellte das Tannengrün in eine große Vase und steckte Weihnachtssterne dazwischen. Es sah schon so richtig weihnachtlich aus. In der letzten Woche hatte ich unsere Fenster mit bunten Bildern dekoriert. Ich machte die Balkontür auf und trat hinaus, die Schneeflocken bedeckten mich sehr schnell, es schneite seit gestern. Ich ging wieder hinein und lief zu dir und umarmte dich. Ich schüttelte mich wie ein Hündchen und du bekamst den ganzen Schnee ab. Lachend lief ich in die Küche. Ich holte einen Teller mit Keksen und lief genau so schnell hinunter in Mutters Küche, wo sie mit Vater gerade Kaffee trinken wollte. „Hier ein paar Plätzchen - guten Appetit“, sagte ich und wollte wieder gehen. „Komm setz dich doch zu uns“, sagte deine Mutter, „und trink einen Kaffee mit uns.“ „Ja gern“, antwortete ich und setzte mich dazu. Der Kaffeeduft musste wohl nach oben gezogen sein, denn es dauerte nur ein paar Sekunden, da standest auch du in der Küche mit einem spitzbübischen Lachen im Gesicht. Wir plauderten noch lange mit deinen Eltern über Bräuche und Sitten zur Weihnachtszeit, hatten viel Spaß, freuten wir uns doch auf ein gemeinsames Fest mit deiner Familie. Bei unserer Unterhaltung fragte ich noch deine Mutter und deinen Vater aus, was sie denn so zu Weihnachten die Jahre über zum Essen gekocht hatten und legte mir schon mal einen Speiseplan zurecht, denn wir würden gemeinsam essen. Wir wollten alle dazu einladen, da es für uns ein besonderer Tag sein würde. Ich freute mich sehr darauf, mit dir das Menü zu zubereiten. Sah dich schon in Gedanken an allem herumnaschen und mich, dir ab und an auf die Finger klopfend - bei dem Gedanke musste ich lächeln. Ich bemerkte, dass alles so still geworden war und schaute mich in der Runde um, wurde ganz rot vor Verlegenheit, weil alle mich grinsend anschauten.
„Was ist los?“, fragte ich. „Ach nichts, Schatz, du hattest wohl gerade ein Geschenk auf gemacht - in deinen Gedanken.“ „Wieso?“ „Na, du warst gerade so verträumt und lächeltest.“ „Nein, kein Geschenk, Schatz......
Heute war der 5.Dezember, ein Tag vor Nikolaus. Ich machte gerade den Teig für einige Stutenmänner. So nun musste der Teig noch in Form gebracht werden, damit er auch aussah wie ein Stutenmann. Er bekam Rosinen als Augen und Knöpfe und eine Tonpfeife in seinen Arm. Und nun ab in den Ofen. Als sie fertig waren legte, ich sie auf ein Gitter zum abkühlen, danach packte ich sie in durchsichtige Tüten und machte noch ein Schleifchen darum, auch ein Zettelchen mit Namen kam noch hinzu. Ich holte aus meinem Versteck schnell die Tüten für Nikolaus, die ich vorher schon mit Nüssen und Apfelsinen, Schokofiguren und allerhand Leckereien gefüllt hatte und legte die Stutenmänner oben auf. Und schnell wieder in mein Versteck damit.
Als es an diesem Abend dunkel geworden war, nahm ich die Tüten wieder heraus und schlich zu deiner Mutters Schlafzimmertür und hängte für sie und deinen Vater eine Tüte an die Klinke. Danach eilte ich zu deiner Schwester Haus und hängte für sie und ihren Mann auch zwei Tüten an die Hintertür. So das wäre es. Als du endlich im Bett lagst, hängte ich auch eine Tüte für dich und eine für mich an unsere Tür. Ich freute mich auf die Gesichter deiner Familie und auf deines. Es war für alle eine große Überraschung, denn sie hatten, seit sie erwachsen waren, vom „Nikolaus“ nichts mehr geschenkt bekommen.
Die Tage vergingen wie im Flug. Morgen war Heiligabend und ich bereitete schon einmal alles vor. Den Braten hatte ich schon gewürzt, er würde bis morgen gut durchgezogen sein. Das Gemüse war geputzt. Der Kuchen stand im kühlen Keller. Und es war alles schön geschmückt. Ich setzte mich auf das Sofa und sah mich im Raum um. Und was ich sah gefiel mir sehr gut, alles war an seinem Platz. Im Esszimmer war alles bereit, nur die Gäste fehlten noch. Wir hatten vor einer Woche Einladungskarten an die Familie geschickt und zum Heiligabendessen eingeladen. Zum Glück sagten sie sofort zu.
„Schatz, ich bin zu Hause und habe bis zum zweiten Januar Urlaub“, sagtest du und nahmst mich in deinen Arm und küsstest mich. Ich freute mich darüber, denn in der letzten Wochen hatten wir kaum Zeit füreinander. Ich stand heute besonders früh auf und machte das Frühstück, holte frische Brötchen vom Bäcker und machte noch eine Runde mit meinem Hundchen. Als ich in unsere Wohnung trat, hörte ich wie die Dusche rauschte und grinste. Also warst du auch aufgeregt, genau wie ich. Der Tag verging sehr schnell, denn wir kochten und machten alles bereit. Am Nachmittag schmückten wir unseren Weihnachtsbaum. Er reichte bis unter die Zimmerdecke und sah wunderschön aus. Wir hatten alle für 18 Uhr eingeladen. Und sie standen pünktlich und geschniegelt vor unserer Tür. Jeder hatte ein Päckchen unter dem Arm, die sie alle unter den Weihnachtsbaum legten. Dann setzten wir uns in gemütlicher Runde zusammen und plauderten. Deine Schwester bewunderte unseren Weihnachtsbaum und konnte sich nicht satt sehen an den vielen schönen Dingen, die daran hingen. Um 19 Uhr baten wir dann zu Tisch. Es gab frische Hühnerbrühe mit Einlage, danach einen bunten Salatteller. Als Hauptgericht gab es Schweinelendchen-Hawai mit Kroketten und Gemüse. Als Nachtisch, Eis und heiße Kirschen darüber. Wir servierten einen leichten Weißwein zum Essen, danach Kaffee oder Tee. Natürlich stand auch ein Magenbitter auf dem Tisch, falls einer vom reichlichen Essen Magendrücken bekommen hätte. Mittlerweile war es 21 Uhr geworden, du machtest eine Flasche Sekt auf und schenktest allen ein. Deine Mutter schaute dich groß an und fragte: „Wieso denn Sekt“? Du sagtest: „Nun ja Mutter, heute frage ich meinen Schatz ob sie mich heiraten will“. Deiner Mutter blieb der Mund offen stehen und alle anderen schauten auch mit großen Augen auf uns. Du nahmst mich bei der Hand und zogst mich vom Sofa hoch. Du sagtest: „Ich liebe dich mein Schatz und möchte dich fragen, ob du meine Frau werden möchtest“? Ich sagte: „Ja, ich will“! Du holtest ein Etui aus deiner Tasche und machtest es auf, es waren 2 Verlobungsringe und dann schobst du mir einen über den Finger. Ich steckte dir den Zweiten an und wir küssten uns sanft. Deine Familie gratulierte uns und sie nahmen mich in die Arme. Ich musste weinen, denn ich freute mich so sehr. Wir schauten uns noch lange in die Augen....
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2005.
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doch man schweigt...
von Margit Marion Mädel
...doch man schweigt... Ist ein Gemeinschaftswerk von Menschen, welche sich seit 2005 für Betroffene im Hartz IV und SGBII engagieren. Sie erleben Ausgrenzung, Schikanen, Sanktionen bis hin zu Suiziden von vielen Freunden aus eigenen Reihen, welche für sich keinen anderen Ausweg mehr sahen. Die Autoren versuchen in ihren Episoden und Gedichten das einzufangen, was das Leben zur Zeit für fast 10 Millionen Menschen birgt. Der Erlös des Buches geht zu 100% an den Verein Soziales Zentrum Höxter e.V., da wir wissen, hier wird Menschen tatsächlich geholfen.
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