Die anderen drei Könige
Als die Heiligen drei Könige
ihre Reittiere wieder beladen hatten und heimwärts zogen, wurde es ruhig vor
dem Stall. Auch die Hirten mit ihren Tieren waren weitergegangen, um allen
Menschen die große, frohe Botschaft von der Geburt des Kindes zu verkünden.
Von den himmlischen Chören
blieb nurmehr ein feines, fernes Klingen und die Welt lag in diffusem zwielichtig schimmernden Leuchten.
Nur der von Mensch und Tier
zertretene Schnee kündete noch von der großen Stunde, in der Himmel und Erde sich
getroffen. Ein Kind ward der Menschheit anvertraut.
Der Himmel hat gegeben, - die Erde hat`s genommen.
(Fund in
Pompeii: Magisches Quadrat)
S A T O R
A R E P O
T E N E T
O P E R A
R O T A S
DER SCHÖPFER HÄLT SEINE
WERKE AM GEHEN.
Doch da regte sich noch
etwas..................
Drei eigenartige Gestalten
nähertem sich dem Stalle von Beth-lam. Und so außergewöhnlich sie einhergingen,
so absonderlich waren sie gekleidet.
Voraus ging, besser noch,
hüpfte und tollte ein Mann in einem Clownskostüm, einem Narrengewand mit angenähten Glöckchen
und sang, pfiff oder summte verklärt vor sich hin, während er auf die Stalltüre
zuging, durch die der flackernde Lichtschein eines Feuers aus Ritzen und
Astlöchern nach draußen kroch.
Dicht hinter ihm schritt ein
langer, dünner Mann in wehendem, viel zu großem Gewande, den dunklen Schlapphut
tief ins Gesicht gezogen und einem langen, wehenden Schal um den Hals gewunden.
Er hastete, sah sich öfters
um, holte ab und an einen kleinen Gegenstand aus den Falten seines Gewandes, hielt
ihn gegen das Licht, starrte drauf, um dann eilends weiterzu-hetzen.
Diesem folgte endlich ein
Dritter, ruhigen Schrittes, leicht gebeugter Gestalt und diese schien im
Gegensatz zum Vorgänger keinerlei Eile
zu haben. Sie wirkte zurückhaltend, fast demütig. Der letzte Platz in dieser Besucherreihe
schien wie für diese Person ge-schaffen.
Als der Clown angeklopft
hatte, wurde nach kurzer Zeit die Stalltüre knarrend aufgetan.
Sie wurden hereingebeten und betraten den
schummrigen Raum.
Sie grüßten leise die junge
Frau, den alten Mann und huldigten dem Kind. Sie wußten zwar nicht, warum sie
dies taten, aber sie fühlten, daß dies der Sinn ihres Kommens war.
Und sie stellten sich vor:
"Ich bin der lustige
Clown, ich bin die Fröhlichkeit des Menschen. In schweren Zeiten will ich die
Menschen lachen lehren, will sie lachend machen. Sie sollen meine
Fröhlichkeit aufnehmen, das
mag ihnen die Herzen wärmen und die Seele fliegend machen.
Mein filzernes Flickengewand
ist dick und wärmt, denn ohne warme Haut gibt es kein warmes Herz und ohne warmes
Herz keine fliegende Seele. Ohne diese drei gibt es keine Fröhlichkeit.
Dieses Gewand will ich dem
Kinde schenken, denn in seinem Leben wird es nicht viel Fröhlichkeit sehen und die
es sieht, wird es für andere geben."
Und der Clown legte sein
buntes Gewand über die Krippe, das Kind in der Krippe aber lachte, freute sich
an der Wärme und am Klang der vielen Glöckchen.
Leise trat der Mann in den
Hintergrund.
Der zweite Mann, der gehetzte
trat vor und sprach: "Man nennt
mich die Zeit. Ich messe seit langem die vergangene Zeit. Ich bin daran
gewöhnt,daß alle Zeit,
die ich erfaßt und mit meiner
Uhr gemessen habe, bereits nicht mehr existiert, über sie braucht man nicht mehr reden.
Wir mußten uns heute so
beeilen, weil wir so spät dran waren,
wir sind eigentlich auch jetzt viel zu spät gekommen, denn alle anderen sind
längst fort.
Komisch, ..............seit
ich an der Krippe stehe, mißt meine Uhr nicht mehr nur die vergangene, sondern
auch die übriggebliebene Zeit. Mir ist plötzlich nicht mehr
eilig, ich glaube, ich habe
alle Zeit der Welt.
Die Zeit ist offensichtlich
nicht weniger, sie ist geworden."
Er griff unter sein Gewand
und brachte eine goldene Sanduhr hervor, er sprach: "Liebes Kind, du wirst
genannt werden - das Kind zwischen den Zeiten -, denn nach dir wird nichts mehr
sein, denn zuvor.
Die Zeit, die dir die
Menschen lassen, wirst du für andere brauchen, für dich selbst wird nicht viel bleiben.
Du wirst die dir bemessene Zeit auch noch benutzen wollen, um möglichst viel
davon zu verschenken.
So schenke ich dir diese
Sanduhr, damit du Zeit messen
kannst, für wen auch immer.
Noch lachst du, wenn du dies
goldene Spielzeug in Händen hältst.
Wenn du größer bist, wirst du
merken, daß es ein böses
Werkzeug sein kann.
Verzeih mir dies Geschenk aber du wirst es
brauchen, mach das beste daraus."
Der gehetzte Mann war mit
einem mal sehr ruhig und trat still zurück.
Nun trat der dritte Besucher
hervor und beugte das Knie vor dem Kind. Er lüftete seine Kapuze und alle sahen in das blutige und zerschlagene Gesicht des Mannes.
Frische Wunden über alten
Narben, blutunterlaufene Augen und schillernde Male in allen Farben, frische und
alte.
Je länger der Mann auf das
Kind schaute und das Kind auf ihn, war zu erkennen, wie das Bluten aufhörte, wie
das Gesicht abschwoll, die milden Züge sich glätteten.
Der Mann sprach leise:
"Ich bin die LIEBE, man nennt mich auch GÜTE, manchmal
BARMHERZIGKEIT.
Jeder kennt mich und
sobald man mich erkennt und weiß, wer
ich bin, meint jeder mich schlagen zu müssen.
Jeder, der schwach ist und
gerne einmal Macht über andere ausüben möchte, sucht sich mein Gesicht aus.
Jeder, der gerne einmal
ungestraft und ohne Rückantwort, einen anderen so richtig ins Gesicht schlagen möchte,
sucht sich mein Gesicht aus. Bei mir kann sich jeder sicher sein, denn Liebe
und Güte und Barmherzigkeit schlagen nicht zurück.
Aber was ihr hier seht, das
sind nur die oberflächlichen Wunden im Gesicht, sie schmerzen nicht sehr und
heilen schnell.
Wer aber mich richtig treffen
will, der tritt mir ins Herz, in die Seele. Diese Wunden sieht man natürlich nicht aber sie heilen schwerer, langsamer und
die Narben bleiben oft ewig.
Nur gut, daß Fremde diese
empfindlichen Stellen nicht kennen, ihnen bleiben sie verborgen. Sie sind nur denjenigen
bekannt, mit denen ich mein Leben, meine Liebe teile, die sich meiner Liebe
sicher sein können.
Drum sei allen Menschen ein
Übermaß an Liebe gewünscht, jeder brauchts zu seiner Zeit."
Weiter sprach er:
"Dir, kleines Kind,
schenke ich meine Tränen. Tränen können den harten Stein schleifen und auch die Wüste zum Blühen
bringen."
Er dreht sich um und sprach
an alle Umstehenden:
"Diesem Kind wird alle
Fröhlichkeit genommen werden. Es wird sich nur mit dem Leid der Menschheit befassen
dürfen.
Die Zeit eines normalen
Lebens wird es nicht nutzen dürfen. Die ihm verbleibende Zeit wird von den Menschen
stark beschnitten sein.
Dieses Kind ist die Liebe
Gottes zu den Menschen, es ist die Güte der Menschen untereinander und es wird
genannt werden die Barmherzigkeit.
Für andere alles zu sein,
Liebe, Güte und Barmherzigkeit, das ist nicht Menschenart.
Daß einer besser sein will
oder ist, als alle anderen, wird sich die Menschheit nicht bieten lassen.
Sie werden diesen Menschen
töten, während er für ihre Seelen betet.
Er wird über Palmblätter in
Jerusalem einreiten; Die Menschen werden heute rufen:
" HOSIANNA ";
Sie werden morgen rufen:
" SHELUFLEH "; (kreuzige ihn!)
Er wird den Vater bitten, der
bitt`re Kelch möge an ihm vorübergenen und er weiß,
daß er nach jeder Bitte sagen
wird „khe luaidil laqueshwa“, Dein Wille
geschehe!
Einen rauhen Stamm wird er
auf Golgotha schleppen; Er wird für die bitten, die ihn quälen;
Er wird am rohen Stamme
geben, - alles was er hat, sein nacktes Leben, seine
Liebe, seinen Geist.
Er wird auf seine Mutter
herabblicken und sie wird sagen: „Fleisch von meinem Fleisch, Herz von meinem
Herzen“
Als er dies alles gesagt
hatte, drehte er sich um und verließ den Stall. Keiner hatte ihn verstanden,
……. MARIA................................ weint.
Hat Euch diese Geschichte
gefallen? Natürlich nicht, denn ihr
wolltet eine Weihnachts-geschichte zum Träumen.
Ihr wollt sagen können, - seit dieses Kind geboren wurde, seit dieser Jesus am Kreuz gestorben ist, seit
Jesus auferstanden ist, - ist alles
besser geworden.
Ihr wollt sagen können, - seit ihm sind wir von aller Sünde erlöst.
Ihr wollt sagen können, - vor Jesus waren wir verloren, aber jetzt
sind wir erlöst.
Aber ............... - nichts, aber schon auch garnichts ist besser geworden, niemand erlöst.
Soll dies alles umsonst gewesen sein , - wenn die
Geburt überflüssig war, - der Kreuzestod
Jesu unnötig und die Auferstehung nicht wahr sein soll, dann brauchst du weiter nichts zu tun.
Dann kann die Christenheit so
weiterwursteln, wie bisher und du mit
ihr.
Wenn du dich damit jedoch
nicht zufrieden gibst, dann weine einfach mit Maria, denn täglich ist WEIHNACHT,
KARFREITAG und OSTERN und menschlicheres als Tränen haben wir nicht zu geben.
Alles, was wir von den
Menschen zur Zeit Jesu erwartet hätten, müssen wir heute tun,
für uns Menschen ist h e u t
e Zahltag.
Ich wünsche Euch allen und
mir selbst ein frohes Dreikönigsfest und für alles, was wir tun oder nicht tun,
...........Gottes Erbarmen.
Rudolf F.J. Härle
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Rudolf F.J. Härle).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.08.2007.
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