Werner Gschwandtner

Eine tierische Weihnacht 3

Gemeinsam verbrachten wir einen schönen Abend. Kathi und Kate sangen, zusammen mit Maria Weihnachtslieder. Ich lag auf dem Schoss meines Frauchens und genoss das familiäre Zusammensein.
Das Licht im Wohnzimmer war gedämpft und die vier Kerzen des Adventkranzes verbreiteten eine besinnliche Stimmung.
Bis weit in die Nacht hinein saßen wir so beisammen, nur Kate Mary ging gegen 21h zu Bett. Rudolf hatte das Gästezimmer für ihre Tochter und deren Familie bereitgestellt.
Kurz vor Mitternacht begaben sich auch alle anderen zur Nachtruhe. Ich hatte schon ein wenig geschlafen und war gegenwärtig recht Abenteuerlustig. Aufgeweckt hüpfte ich auf das breite Fenstersims und blickte durch das geschlossene Fenster in die dunkle Nacht. Der Mond schien hell und auch einige Sterne funkelten auf dem winterlichen Firmament.
Ich sah dem regen Schneetreiben aufmerksam zu und ich erwischte mich dabei, wie ich immer weniger an meine Mutter dachte. Ich vermisste sie und meine Geschwister noch immer, aber das Gefühl der Sehnsucht und des alleine sein, verflüchtete sich zunehmend.
Maria hatte mir, während Kathi ihre Tochter zu Bett brachte, erklärt das Morgen der Heilige Abend wäre. Die Geburtsstunde Christie.
„Was mochte dieser Tag für eine Bedeutung haben?“ fragte ich mich. „Kate hatte den ganzen Abend nur von dem kommenden Ereignis gesprochen und sie freute sich das Santa Clause bald wieder zu Besuch kommen würde.
„Ja Kate“, hatte Maria gesagt und dabei etwas geheimnisvoll gelächelt, „Kathi meinte auch das du sehr brav warst dieses Jahr. Das Christkind wird dich nicht vergessen.“ Kate war Glücklich. Die Stunden bis an den Weihnachtsmorgen waren dem Kinde noch viel zu lange. Doch das Mädchen, obgleich sehr aufgeregt und neugierig, wusste, das fiebrige Nörgelei die Zeit nicht schneller ausschreiten lassen würde.
Ich hob meinen Blick gegen den Mond. Ich erinnerte mich an die letzten Nächte mit meiner Mutter. Oft hatten wir vor der Scheune gesessen und das Glitzern der Sternenpracht verfolgt. Hier in der Stadt gab es auch viele Lichter, sie wurden von Laternen und Leuchtreklamen gespendet. Doch das zauberhafte Funkeln der Sterne ging hier weitläufig unter. Auch wenn es einige Sternenlichter am nächtlichen Himmel gab.
„Miau“, maunzte ich in die Nacht. Ich stellte mich auf meine Hinterpfoten und drückte die Vordertatzen gegen das kühle Fensterglas. Mein Herz liebte meine Mutter, das würde es immer tun. Doch für meine Leben gab es ab nun nur noch das hier und jetzt. Die Vergangenheit lag weit hinter mir, wichtig war die kommende Zukunft.
 
„Eine Kirchenglocke in der Ferne schlug die Mitternachtsstunde. Ich sprang von der Fensterbank und streckte meine, nun doch sehr müden, Glieder. Auf dem Weg zu meinem Schlafplatz, machte ich noch einmal an meinem Futternapf halt. Ich genoss etwas von meinem Trockenfutter und labte mich am frischen Wasser. Auch mein Kistchen suchte ich abschließend auf, danach begab ich mich in das Schlaffzimmer und machte es mir zu Füßen meines Frauchens bequem. Ich gähnte ausgiebig, putzte mir über das weiche Fell und rollte mich zusammen. „Gute Nacht“, schnurrte ich, „schöne Träume allesamt.“
 
Der Heilige Abend erwachte unter einer frischen Schneedecke. Die Sonne lachte vom klaren Himmel und obgleich sie nicht viel Kraft hatte, schien es dennoch ein schöner Weihnachtstag zu werden.
Als ich meine Augen öffnete war es bereits später Vormittag. Rudolf und Maria waren nicht mehr im Schlafzimmer und ich erhob mich von meinem Nachtlager. Mein Magen knurrte, flugs sprang ich von dem Bett und lief aus dem Zimmer. Zuerst erledigte ich mein Morgengeschäft, danach widmete ich mich meinem Fressnapf. Ich verzerrte heißhungrig mein Frühstück und nach dem Putzen begab ich mich in das Wohnzimmer. Maria hantierte mit bunten Kugeln. Ich hockte mich ihr zu Füßen und blickte maunzend zu ihr hinauf.
„Miau“, gab ich liebesbedürftig von mir. Mein schnurren sollte ihr Kundtun, das ich gestreichelt werden wollte.
Während Maria mich lächelnd hoch hob, lies ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Wo war Rudolf? Wo waren Kathi und ihre Familie?
„Rudolf ist  mit unserer Tochter einkaufen gegangen“, Maria schien meine Gedanken zu erraten. Sie ließ sich in den Polstersessel fallen und setzte mich in ihren Schoß. „Jack und Kate sind auf den Wiener Christkindlmark gefahren, sie werden am Nachmittag heim kommen.“
Ich schnurrte lauter. Während Maria die Glaskugeln weiter sortierte, sagte sie. „Die Kugeln werden in Folge unsere Tanne zieren. Mit einigen Kerzen und Lametta, wandelt sich das nun noch einfache Nadelgehölz, gegen Abend zum Christbaum für das Weihnachtsfest.“
Es war sehr ruhig in der Wohnung. Der Adventkranz stand noch immer auf dem Glastisch und auch die vier Kerzen brannten. Die elektrische Beleuchtung war ausgeschaltet, es fiel genügend Sonnenlicht durch die Fenster in die Räumlichkeit. Leise Weihnachtsmusik spielte und das ticken der Standuhr gab dem sinnlichen Bild einen abschließenden Flair.
Schritte wurden auf dem Gang laut, ein Schlüssel drehte sich im Schloss und nach einigen Minuten kamen Rudolf und Kathi mit einigen Einkaufstüten in das Wohnzimmer.
„Wir haben alles bekommen“, sagte Rudolf zufrieden, „solange Kate mit ihrem Vater auf dem Weihnachtsmarkt ist sollten wir alles sorgsam Verpacken.“
Maria stimmte dem zu. Rasch legten Vater und Tochter ihre Mäntel ab und nachdem sie ordnungsgemäß verstaut worden waren, begann Kathi die Geschenke für die kleine Kate aus den Tüten zu nehmen.
Ich beobachtete interessiert das Geschehen. Maria nahm mich hoch, drückte mir einen zärtlichen Kuss auf mein Köpfchen und setzte mich schließlich auf den Fauteuil. Ich maunzte ihr nach. „Ihr seit sicherlich Hungrig“, sagte Maria sanft, „ich werde euch einen kleinen Imbiss zu bereiten.“
Maria ging in die Küche. Ich verließ meinen Platz und legte mich neben Kathi. Sie strich mir zärtlich über das Fell und sagte. „Du bist aber eine süße“, immer wieder bedachte Kathi mich mit den liebevollen Streicheleinheiten, während sie verschiedenes Spielzeug und Kleidungsstücke in Wehnachtspapier verpackte.
 
„Rudolf hatte währenddessen begonnen die bunten Glaskugeln auf die grünen Zweige der Tanne zu hängen. Ich mochte Kathis zärtliche Liebkosung, aber ich war auch neugierig auf die Tätigkeit Rudolfs. Etwas wehmütig und dankend schnurrend, riss ich mich von Kathi los und setzte mich neben dem Tannenbaum.“
 
Auch Rudolf streichelte mich. Ich schmiegte mein Köpfchen reibend in Rudolfs Hand. „Na Lucky“, sagte er dabei sanft, „das alles ist sicherlich Aufregend für dich. Nicht wahr?“
Ich schnurrte zufrieden. „Ja das war es.“ Rudolf schmückte den Baum weiter und nach den Glaskugeln kamen rote Kerzen an den die Zweige.
Unterdessen richtete Maria das Mittagsmahl an. Sie hatte sich um entschieden, aus dem einfachen Imbiss war nun ein umfangreiches Mahl geworden. Es gab Forelle „Blau“ und als Beilage Petersielkartoffeln und Meerrettichsahne.
„Es ist alles soweit fertig“, sagte Rudolf offenherzig, „am Baum fehlt nur noch das Lametta und eben die Entzündung der Kerzen. Sobald Jack mit Kate nach Hause kommt, können wir die Bescherung langsam einleiten.“
Ich schaute mir nun näher den Baum an. Die Zweige rochen ebenso besinnlich wie der Adventkranz gestern. Sogar etwas intensiver. Ich schnupperte erregt gegen die Tannennadeln und besonders die bunten Glaskugeln, die an den grünen Zweigen hingen, machten mich neugierig.
Ich hob meine Pfote und stupste eine der Kugeln an. Sie wippte hin und her und das gefiel mir. „Miau“, gab ich laut. Die Kugel leuchtete Blau und immer heftiger stieß ich gegen die Kugel.
„Lucky“, hörte ich Maria sagen. Ich wandte meinen Blick von der gegenwärtigen Faszination ab und schaute zu meinem Frauchen. „Nicht zu wild“, sagte Maria sanft, „ein wenig spielen kannst du aber lass die Kugeln bitte allesamt heil.“
 
„Ich bemerkte irgendwie dass ich vorsichtig sein sollte. Noch ein paar Mal ließ ich die blaue Kugel hin und her schaukeln, dann putzte ich mich rasch, lief aus dem Wohnzimmer und genehmigte mir auch ein Mittagsmahl. Danach fühlte ich mich ein wenig schläfrig und ich suchte das Schlafgemach auf. „Ein wenig schlafen“, dachte ich bei mir. Ich sprang auf das Bett, suchte mir einen kuscheligen Platz auf dem weichen Polster Marias und rollte mich zufrieden zusammen. Schnurrend schloss ich meine Augen und schlief sofort ein.“
 
Als ich wieder erwachte war der Früheabend angebrochen. Vor dem Fenster lag bereits tiefe Dunkelheit und auch im Schlafzimmer war es Finster. Nur ein schwacher Lichtschein drang aus dem Vorraum, durch die angelehnte Tür in das Gemach.
Als ich in das Wohnzimmer kam, war auch Jack wieder zugegen. Ich hörte den Amerikaner soeben sagen, dass Kate dabei war sich umzukleiden. „Sie ist schon ganz außer Rand und Band“, sprach er weiter, „kann es kaum mehr abwarten.“
„Das muss sie auch nicht“, hab Rudolf zur Antwort, „ich schlage vor das ihr beide“, Rudolf deutete dabei auf Kathi und ihren Mann, „schon einmal zu Kate geht. Die Bescherung kann dann schon langsam in die Gänge kommen. Das Christkind ist sicherlich bald soweit.“ Rudolf zwinkerte dabei belustigt und Kathi lächelte liebevoll ihren Vater an.
„Wir werden es Kate sagen“, flüsterte sie, „sag dem Christkind, wir warten schon auf sie.“
Kathi und Jack verschwanden im Gästezimmer. Rudolf lehnte die Tür zum Weihnachtssalon, wie den Raum Maria nun nannte etwas an und begann, während seine Gattin die Geschenkspäckchen unter dem Baum verteilte, das Lametta zu platzieren. Rudolf hatte gesagt dass diese Arbeit der letzte Schliff am Weihnachtsbaum wäre. Danach folgte nur noch das anzünden der Kerzen.
Maria zog die weinroten Vorhänge zu. Sie legte eine Weihnachts- CD ein und ließ sie abspielen.
„Wie lange noch?“ fragte Maria. Rudolf trat einen Schritt zurück und betrachtete selbstkritisch sein Werk. Dann meinte er. „Ich kann sagen dass wir es beinahe geschafft haben. Du kannst schon mal die Glocke richten, ich beginne die Kerzen an zu brennen.“
Ich hatte mich etwas seitlich des Geschehens gesetzt und so konnte ich alles gut beobachten und war dennoch nicht im Weg. Hin und wieder gab ich ein glückliches Miau von mir. Ich war aufgereckt, innerlich nervös was nun genau passieren würde.
Maria nahm mich hoch. Sie drückte mich zärtlich an ihre Brust und hielt in der anderen Hand eine goldene Glocke, mit schwarzem Holzstiel. Rudolf zündete eine Kerze nach der anderen an und als das Lied „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“ angestimmt wurde, blies Rudolf die Behilfskerze aus und übernahm von Maria die Glocke.
„Dann wollen wir das Christkind mal kommen lassen“, sagte er Augenzwinkernd, „die Bescherung kann beginnen.“
Rudolf trat an die Tür und öffnete sie. Er wusste das Kathi die ihre ebenso einen Spalt offen hielt um das läuten des Glöckchens zu hören.
Der Klang ließ mein Herz schneller schlagen. Das Kerzenlicht spiegelte sich in meinen Augen. Ich kannte diese Tradition noch nicht, dennoch ergriff sie mich voller Freude.
Rudolf war nach dem läuten neben seine Frau getreten. Wir warteten. Es dauerte nicht lange und Kate Mary trat als erste in des Zimmer, gefolgt von ihren Eltern. Ihre Augen waren groß und sie hingen wie gebannt auf dem Christbaum, der nahe des Französischen Balkons stand.
„Frohe Weihnachten“, flüsterte Kate, „und Frieden allen Menschen dieser Erde.“
 
„Für mich war dieses Erlebnis eine neuartige Erfahrung. Mein Leben war noch Jung und ich hatte in kurzer Zeit Trauer und auch große Freude erfahren. Traurig hatte mich die Trennung von meiner Mutter und meinen Geschwistern gemacht. Doch durch dieses Ereignis, waren Momente der Glückseeligkeit in mein Leben getreten, von denen ich zuvor nicht mal Geträumt hatte. Also, Frohe Weihnachten und einen besinnlichen Rutsch in das Neue Jahre, eure Lucky.“
 
 
Eine tierische Weihnacht
Teil 3
© Werner Gschwandtner
„Der Treff für Jung & Junggebliebene“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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