Markus Schoppen

Chilenische Weihnacht

.... Weihnachten war so traurig und leer wie all' die Jahre zuvor.
Wir zelebrierten unsere Einsamkeit mit demselben Weihnachts-Schmuck, allein an diesem kalten Ort, der bald Kulturhauptstadt sein würde, als plötzlich die Tür aufging und eine übermächtige Hitze in die Wohnung strömte. Auf einmal wich die Nacht einem Tag, der so hell war, dass sich die Augen erst mal an das gleissende Licht gewöhnen mußten.
Was dann geschah, half unseren müden Seelen die lethargische Stimmung zu überwinden; denn sie kamen zur Tür herein, unsere geliebten Opapas aus Santiago, wie meine Frau zu sagen pflegt, Mercedes und Emiliano hatten die Hände voll mit Geschenken und rote Gesichter, weil ihnen der Chilenische Hochsommer wie immer zu schaffen machte, trotzdem war das Lächeln in ihren Gesichtern engelsgleich, denn sie hatten uns dem kalten Norden abgetrotzt. Wir waren endlich wieder zusammen.
Unsere Tochter Emilia, deren Vorname eine Anlehnung an den ihres Urgroßvaters ist, den sie bislang nur von Fotos kannte, saß jetzt auf seinem Schoß und erzählte ihm ohne Atempause, was sich in den letzten fünf Jahren- so alt war sie- in Deutschland, das ja für sie eigentlich nur in den Grenzen des Katholischen Kindergartens St. Markus existierte, passiert ist. Oma Mercedes kochte wie immer Reis mit Huhn, nachdem ich meine schweiss- treibenden Runden um die Häuserblocks von Independencia absolviert hatte, und als wir nach dem Essen noch in gemütlicher Runde um den Küchentisch saßen, sah ich die Tränen in den Augen meiner Frau. Es war drei Uhr morgens und wir waren beide aufgewacht:
Wir hatten denselben Traum...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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