Jörg Eick

Oh Du Fröhliche .....



Ich schlendere durch ein Kaufhaus in der Lübecker Innenstadt. Da plötzlich treffe ich einen guten, alten Bekannten. Wir kommen so ins Gespräch und er erzählt mir völlig niedergeschlagen, dass es den Leuten heutzutage nicht gut geht, dass der Inhalt des Geldbeutels immer geringer, die Sorge um die Zukunft der Kinder immer grösser wird, dass es in diesem Jahr jedenfalls keine grossen Geschenke zu Weihnachten geben wird,dass sich die geplante grosse Silvesterparty auf einen engen Kreis beschränkt, dass das dreijährige Auto wohl noch ein Jahr länger gefahren werden muss, dass das Weihnachtsgeschäft garkeines werden wird und so weiter und so weiter.... Also, denke ich, es muss uns ja eine schlimme, sehr schlimme Zeit bevorstehen, .... Hilfe, wie soll das alles bloß noch enden?
Ein paar Wochen später fahre ich wieder in die Innenstadt und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Massenweise schieben sich die Leute durch die Gänge der Kaufhäuser, bepackt mit Tüten, Kartons, irgentwelchen Haushaltsgeräten, die sowieso keiner zu Weihnachten als Geschenk bekommen möchte, mit sinnlosen überteuerten Schrott in den Händen, der nach Neujahr gleich auseinander fällt und auf dem Müll landet und vieles, vieles mehr. Jemand schiebt mir von hinten einen Kinderwagen in die Hacken. Ich kann mich kaum noch halten, stosse mir den Kopf an einer Lampe und hätte fast eine ältere Dame mit ins Kosmetikregal gerissen. “Können Sie nicht nicht aufpassen? Sowas aber auch!“ herrscht mich dieser Jemand an und zieht mit versteinerter Mine an mir vorüber. An der Punschbude drängeln sich die Leute in 10er-Reihe, sodass ich als nüchtener Passant eh keine Chance auf dieses beliebte Getränk habe. Ausserdem erreiche ich die gegenüberliegende Apotheke garnicht, weil der mitreissende Strom der Menschenmassen mich einfach mitzieht und schließlich plattmacht. Irgendwo in diesem Gedränge macht gerade ein Vater lauthals seinen Sohn nieder, weil dieser an einem prachtvoll geschmückten Schaufenster stehen blieb und fast verloren ging. Dort drüben rast ein Kettenkarussell im Kreis und diese zur Weihnachtszeit sehr passende Bumm-Bumm-Musik dorther treibt mich fast in den Wahnsinn. Ich bekomme kaum noch Luft zum Atmen. Letztenendes kippt mir noch so ein Einer-geht-noch-rein-Punschtrinker seinen vollen Becher auf die Schulter. “Ich muss hier raus“ denke ich und greife zu meiner Brieftasche, um mir einen Fahrschein heraus aus diesem Irrenhaus zu kaufen. Der Griff ging aber ins Leere. Da stehe ich nun nahe einer Nervenattacke mit lediertem Hacken, eingebeultem Kopf, glühweingetränkter Jacke und ohne Geld am Rand dieses bunten Treibens.
“Ja seid Ihr denn alle verückt?“ schreie ich völlig entnervt los, “Ich denke Weihnachten fällt dieses Jahr aus?“ Plötzlich tippt mir jemand von hinten auf die Schulter. Da, meine guter, alter Bekannter. “Was ist los, Jörg, geht es Dir etwa nicht gut?“

Ursprünglich sollte dies ein Beitrag für ein anderes Forum werden. Beim Schreiben formten sich die Zeilen allerdings immer mehr zur Kurzgeschichte. Es ist meine erste Veröffentlichung dieser Art.

Jörg Eick
Jörg Eick, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.10.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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