Harald Saul

Oskar - ein Weihnachtsdrama

...... diese Geschichte ist mir lange in Erinnerung geblieben, weil sie zu jeder Familien-Verwandtenzusammenkunft erzählt wird. Man sich jedes Jahr darüber köstlich amüsiert und ich auch mitlachen kann. Komm ja nicht schlecht bei weg... Meine Mutter, 74 Jahre, sagte unlängst mal ; schreib mal was lustiges - nicht immer das, was traurig macht. Sie ist nun nur noch die einzige, die diese Geschichte noch erzählen könnte.......

Sonneberg in Thüringen, 1968, Familie Lothar und Dorothea Saul nebst 3 Kinder, Marienstraße 7 -

Es war der 20.Dezember 1968, die Bahnhofstraße in Sonneberg, die einzige Hauptgeschäftsstraße im Ort war dicht bevölkert. Da gab es ein Geschäft mit Südfrüchten und anderen “un“alltäglichen Besonderheiten, einen bekannten Fleischer, ein Kino, Unterhaltungselektronik, Spielwarengeschäfte und und und. Und eben auch das Fischgeschäft. Ein Schaufenster war als riesiges Fischbecken gestaltet, wo zur Winterszeit dicke Karpfen behäbig hin und herschwammen und sich über die gefrässigen Menschen unterhielten.Meine Eltern hatten sich schon darüber unterhalten, dieses jahr gibt es keinen Karpfen, man wollte Fleisch. Eine Ente oder ein anderes Getier aus der sozialistischen Ernährungsproduktion. Meine Frage, warum denn kein Karpfen ? Meine Mutter nur ganz kurz und knapp : Kein Geld mehr da..... ( Sollte ein Spaß sein ! )
Am anderen Tag, ich ging immer gern zur Vorweihnachtszeit durch die Geschäfte, hatte ja, wie es in der DDR so üblich war, als fleißiger Pionier Altstoffe gesammelt und mehrere Mark der Deutschen Notenbank zusammen bekommen. Diese teilte ich jedes Jahr in einzelne Posten ein, Geschenke für die Eltern, für meine Schwester und meinen Bruder. Es war halt einfach so, heute werden Altstoffe lieber weggeschmissen oder verbrannt.
Ich hatte alle Geschenke zusammen und stand nun noch vor dem Fischgeschäft, schaute den Karpfen zu und stellte mir vor, wenn ich mal groß bin zu Hause ein großes Fischbassin mitten in meiner Wohnung zu haben. Ich ging in das Geschäft und kaufte einen lebenden Karpfen, den größten suchte ich aus und hatte auch nun jetzt, meine letzten ersammelten Markstücke untergebracht.
Zu Hause angekommen, ließ ich die Baddewanne voll Wasser und setzte ihn, den von mir getauften “Oskar“ hinein. Er schwamm sofort los und ich freute mich. Meine Eltern nicht.
Die 4 Tage in der Badewanne bekamen Oskar gut und jeder unterhielt auch sich mit ihm. Er war etwas verstockt, denn er nahm von uns keine Notiz. Aber trotzdem hatten wir ihn alle dann lieb. Vater spielte sogar mit Oskar, denn der Oskar war auch neugierig und nuckelte am Finger, wenn man diesen ins Wasser hielt.Der erste Weihnachtsfeiertag kam, ich ging mit meinem neuen Skibrettern das erste Mal auf die Skiwiese und vergaß ihn, den Fisch namens Oskar.
Erst zum Mittagessen wurde mir es bewußt, auf meinem Teller lag ein Stück Oskar und ein Auge guckte mich auch noch an. Vorsichtig zerdrückte ich die Salzkartoffeln in der brauen Butter und vom Fisch aß ich nichts. Auch die anderen nicht und am Tisch war überhaupt so eine merkwürdig gedrückte Stimmung.
Die Katzen in unserer Nachbarschaft haben sich über den blaugekochten Oskar sehr gefreut. Die Schale mit dem fast vollständigen, für die menschliche Ernährung zugänglich gemachten karpfen,war nach einer Stunde leer......


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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