Anette Esposito

Knecht Ruprecht und der Nikolaus


 
Vom Weihnachtsmarkt, da komm ich her
mit Beinen und der Zunge schwer.
All überall an kleinen Buden
probiert’ ich von dem Wein, dem guten
 
und unweit auch vom Kölner Tor
sang ich am Bierrondell im Chor.
Von feurig’ scharfer Currywurst
bekam ich schließlich mächtig Durst.
 
Doch plötzlich ging’s mir gar nicht recht.
Vielleicht war diese Wurst ja schlecht,
weil heimlich man den Fleischbestand
vom letzten Jahr dazu verwand’?
 
Mit Curryketchup, etwas Zimt
den Faulgeruch man wahr nicht nimmt.
Knecht Ruprecht werbend dafür rief:
„Aus Bioaufzucht, exklusiv.“
 
Lallend schwankte er vor mir
mit einer vollen Flasche Bier.
„Prost du alter Nikolaus,
rück schon mal die Knete raus.
 
Der Weihnachtsmarkt ist einfach cool.
Komm mit mir an den Glühweinpool.
Wirf weg nun Schlitten, Leinensack,
kauf dir’n Ferrari, rot im Lack.
 
Sag altem Weihnachtsbrauch ade,
denn diese Zeiten sind passee.
Wir wollen froh und munter feiern,
denn nächstes Jahr erhöht man Steuern.
 
Wer glaubt noch an Weihnachtsmann,
der daran auch nichts ändern kann?
Trag’s mit Humor, dann ist es leicht.
Ich hab schon Rente eingereicht.
 
Du hast doch längst den Job verloren.
Bist nun zum Klettern auserkoren.
Freude schenkst du keinem Kind
beim Baumeln am Kamin im Wind.
 
Man sieht dich hängen an Fassaden,
stehst rum in jedem kleinen Laden
und zitterst am Betonbalkon
oftmals im November schon.
 
Vergiss den Quatsch von Weihnachtsmär’
mit Mandelduft und Kerzenflair.
Weihnachtsstimmung mit viel Sprit,
promillereich - ist Megahit.
 
Advent – und stille Weihnachtszeit
liegt jedem Herzen doch sehr weit.
Schau dich mal um, dann wird dir klar:
Nichts ist mehr so wie’s früher war.

Die Menschen hetzen durch den Tag
und keiner mehr sich ruhen mag,
denn alles dreht sich nur ums Geld.
Besinnlichkeit ist abbestellt!
 
Lass uns saufen, alter Kumpel!
Wer steht  noch auf dein Gerumpel?
Außerdem bringt heute Heil
allein der Geiz, denn der ist geil.
 
Und’s Christkind drückt in sel’ger Ruh’
ganz sicher beide Augen zu.“
 

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