Dagmar Schiller

Der Engel am Christbaum


Der Engel am Christbaum

Seit Jahrzehnten hänge ich hier jedes Jahr
Und fühle mich hier wunderbar
Ich war schon hier, da war Simone noch klein
Danach konnte ich bei ihren Kindern sein.
 
Ich hörte Simonchen Lieder singen
Dazu Gitarre und Flöte erklingen.
Vom himmlischen Kind hat der Vater gelesen
Das für die Menschheit der Welt der Retter gewesen
 
Werd nie die leuchtenden Augen vergessen,
als Simone vor ihren Geschenken gesessen.
Geschenke waren damals nicht viel und nicht groß
Doch die Freude die herrschte, ließ niemanden los
 
Simone wurde älter, sie war bald kein Kind
Und wie eben oft die Teenager sind
War Weihnachten uncool man sang keine Lieder
Das tat sie erst mit ihren Kindern wieder.
 
Ich lernte kennen Simonchens Mann
Es folgten Tochter und Söhnchen dann.
Groß war die Freude, die Familie war froh
Und ich auf dem Weihnachtsbaum ebenso.
 
Dann kam ein Jahr – werds nie vergessen,
da sind sie nur zu dritt vor dem Baum gesessen.
Was ich in der Schachtel nicht mitbekam,
war, dass man im Herbst den Sohn ihnen nahm.

Gar traurig saßen die drei vorm Baum
Keine Weihnachtsmusik erklang im Raum
Vonwegen „frohe Weihnacht“ – dacht ich mir
Dies war die traurigste Weihnacht hier.
 
Ich litt mit den dreien allemal
Und rief hinunter zum heiligen Stall
„Hör, Jesuskind, bring deinen Frieden den Drein
Und lass sie gestärkt und getröstet sein“
 
Was im kommenden Jahr bei ihnen geschah
Sah ich nicht, weil ich der Kiste ich war.
Doch als ich wieder den Weihnachtsbaum zierte
War etwas anders – was ich sofort spürte.
 
Ein kleines Bündel, das vor sich hinkrakeelte 
Und mir von einem Neubeginn erzählte
Die kleine Familie hatte Hoffnung erfahren
Wenn auch der Schmerz da war, in allen Jahren
 
Heut sind Simones Kinder schon groß
Haben eigne Familien und kommen bloß
An den Feiertagen, nicht in der heiligen Nacht
Die hab ich mit Simone und ihrem Mann alleine verbracht.
 
Die Menschen ändern sich und auch die Zeiten
Viele Jahre darf ich die Familie schon begleiten
Sie feierten mit Freude, mit Wehmut – doch stets war beschieden
Der Wunsch nach Liebe, Sehnsucht nach Frieden
 
Weihnachten leuchten nicht nur am Baum die Kerzen,
oder die Augen. Nein - vor allem die Herzen.
Denn Weihnacht kann nur im Herzen sein
Von dort zieht sie in die Welt hinein

 
© by D.I.Schiller, Dez. 2012

 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Dagmar Schiller).
Der Beitrag wurde von Dagmar Schiller auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.12.2012. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Dagmar Schiller als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Lilo Leberwurst: Eine Kriegs- und Nachkriegskindheit von Elke Abt



Das Buch beinhaltet die heitere Beschreibung einer Kindheit und Jugend in der Kriegs- und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges. Der Vater ist vermisst und sie lernt ihn erst mit acht Jahren kennen, als er aus der Gefangenschaft in Sibirien zurückkehrt. Trotz der allgemeinen Entbehrungen verlebt sie eine glückliche Kindheit, denn was man nicht kennt, kann man nicht vermissen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (3)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Gedichte)

Weitere Beiträge von Dagmar Schiller

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

15.5.1907 - 101 Jahre von Dagmar Schiller (Geburtstag)
DAS KRISTALLFEST von Heidi Schmitt-Lermann (Weihnachten)
Unzertrennlich von Frank Karl Walter Witt (Allgemein)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen