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Patrick Rabe (29.01.2017):
Liebe Inge, du charakterisierst mich ganz gut - wie ich war. Ich kenne meine Klippen. Ich bin sowohl christlich, als auch extrem verklemmt erzogen worden. Aber die Wirkungen meines Tuns scheute ich nur in einer Zeit, als ich mir über meine Standpunkte nicht im Klaren war. Das war in den zurückliegenden drei Jahren. Im letzten Jahr brachten mich eine schlimme Krankheit und mehrere therapeutische Durchbrüche aber dazu, meine Muster zu durchschauen und ohne wenn und aber Partei für mich selber zu ergreifen. Das geht nicht ohne Rückschläge und Rückfälle, zumal mir die Schwere all meiner Traumatisierungen immer mehr erfühlbar wird. Aber ich habe mir abgewöhnt, mich wie ein Angeklagter vor Gericht zu verhalten (Der ich in meiner Kindheit definitiv war!) Ich muss nicht all mein Tun stichhaltig begründen können und auch nicht auf Seiten einer "absoluten Wahrheit" stehen. Denn wer tut das schon. Denn entscheidend ist ja nicht, ob ich "Recht" habe, sondern, dass "ich" etwas so oder so sehe, empfinde, oder machen will. Jedem steht es frei, mich dafür zu kritisieren, aber er muss auch das Echo abkönnen. Ich empfinde wegen aller möglichen Dinge Reuegefühle. Ich kann das aber mittlerweile einordnen. Ich weiß, dass diese Reuegefühle durch meine Prägung injiziert sind und da, wo sie sind überhaupt nicht hingehören. Schämen sollten sich die Personen, die meine natürliche Entwicklung von klein auf an torpediert haben. Sie tun es aber nicht. Und damit muss ich auch leben. Nichts ist gefährlicher, als sich im recht zu wähnen. Es befreit mich, zu wissen, dass ich voll im objektiven "Unrecht" sein kann, und trotzdem das "Recht" habe, es zu sein, wenn ich darin echt bin. Und für eine Absegnung meines Tuns brauche ich auch keinen "externen" Gott mehr, der meiner Meinung nach sowieso nicht existiert (ich glaube an einen "internen" Gott, empfehle dazu sehr Goethes Gedicht "Proömion"). Diese Sicht auf Gott habe ich übrigens schon seit meinem 16. Lebensjahr. Jedoch konnte eine fanatische Gemeinde, der ich einmal nahestand, meinen im Überich verankerten Kinderglauben reaktivieren, in dem Gott als Huibuh-Gestalt fungierte, die alles sieht und mir notfalls auf die Finger haut (Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, schwarze Pädagogik live!) Das gute alte Christenspiel: Wenn mir die Argumente ausgehen, wird Gott ins Rennen geschickt. Es gibt menschen, auf die das Christentum eine segensreiche Wirkung hat. Ich kenne solche. Aber eine nicht von der Hand zu weisende gefahr bei der sache ist, sich nach seiner Bekehrung auf der sicheren Seite zu wähnen und sich im Recht zu fühlen, alles plattmachen zu dürfen, was angeblich nicht auf Gottes Seite steht. Nietzsche nennt das sehr treffend einen als Bescheidenheit getarnten Auserwähltheitsdünkel. Die Auswirkungen dessen sehen wir bis heute in der Weltgeschichte. Ich kann nur ein Christentum gelten lassen, das dazu führt, dass ich ein milder, barmherziger, liebevoller Mensch werde. Die Theologie von Jesus tut das in weiten teilen. Für mich war aber bereits Paulus ein Sektierer. Dieser ganze gedanke von der exclusiven Heilsgemeinde, die sich gegen die "Welt" abgrenzen muss, wiederspricht dem Ansatz von Jesus so krass und fundamental, dass jeder, dem das nicht auffällt, sich den Vorwurf gefallen lassen muss, Tomaten auf den Augen zu haben. Jesu Ansatz war es, die aus der jüdischen gesellschaft ausgegrenzten "Glieder" wieder zurück ins Boot zu holen, nicht, die ausgegrezten Glieder zu einer über der normalen Gesellschaft stehenden Übermenschenclicque zu machen. Aber ich weiß, dass das auch viele rennomierte Theologen anders sehen. Sei's drum. Exclusive Heilsgemeinden sind noch immer im Faschismus und Totalitärismus geendet, das ist hinlänglich bewiesen. Aber jetzt ein Punkt, denn ich predige schon wieder. Und will schon wieder recht haben. *smile* LG, Paddy
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