Sehr sehnsuchtsvoll und umso verständlicher, liebe Marija. Auch wenn ich noch nicht allzu alt bin, nur fortschreitenden Alters, kann ich sehr gut nachempfinden, wie einer Dame, wie Dir, wie auch einem Herrn oder den Jüngeren, die es erfassen können (nur wenige der ganz Jungen sind dazu in der Lage), zumute sein muss, seitdem unser ehemals schönes Land nach und nach in einen Hexenkessel, eine Hölle auf Erden verwandelt wird, in dem/der nur noch eine Einheitsmeinung, Einheitsgesinnung und ein Weg ins fanatisch Grüne, Weltrettende und anderen Größenwahn der regierenden Politikermehrheit angestrebt wird. Auch mir sind die guten alten Zeiten bestens bekannt, ich wuchs in den 80er- und 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts auf, war zur Jahrtausendwende schon erwachsen - und kannte ein entspanntes Land, das zu sich selbst gefunden zu haben schien. Das sich selbst endlich lieben lernte, das sich als Teil einer wunderbaren europäischen Gemeinschaft empfand. Ein Land, in dem man nicht erpresst wurde mit den 12 Höllenjahren, in dem nicht jeder Nichtlinke und Andersdenkende ständig zum Nazi geschimpft wurde, in dem es keine Zensur und Sperrungen oder die unsägliche Verbannungskultur (neudeutsch im schäbigsten Englisch "Cancel Culture" genannt) gab. Ein Land, das weltoffen war und sich nicht nur dafür hielt. Eines, das nicht auf Teufel komm raus auf seine Grenzen verzichtet, versucht, die ganze Welt bei sich aufzunehmen und zu retten, das einem Klimaschutz-Irrsinn hinterherläuft, der quasireligiöse und besonders größenwahnsinnig-fanatische Züge hat. Ein Land, in das nicht Millionen unintegrierbarer (nicht alle natürlich) Kulturfremder einwandern und seine Strukturen, u.a. auf den Straßen der Großstädte, nachhaltig zum überwiegend Negativen verändern. Ein Land, das offen war - doch nicht völlig blind, ziellos und selbstzerstörerisch wie jetzt. Dieses Deutschland kannte ich. Dasjenige war es, das vor 30 Jahren wiedervereinigt war, als ich ein ziemlich junger Spund war.
Sehr gut gemacht, sehr fein Deine Vierzeiler, nicht zu kurz, nicht zu lang, filigran gereimt, da stimmt alles. Zuerst das Allgemeine, das Präludium in Strophe 1, dann immer konkreter. "ohne Angst und ohne Polizei" - in der Tat konnte man angstfrei leben, ohne die Polizei fürchten zu müssen, allerdings insofern MIT der Polizei, dass sie präsent war, wenn man sie brauchte, dass sie wirklich "Freund und Helfer" war. Traurig, dass sie jetzt so bespuckt (im übertragenden wie wörtlichen Sinne) wird.
"Jetzt tun, was man uns sagt - und wehe einer hinterfragt" - Auch dies hat viel für sich. Damit hast Du in wenigen aber präzisen Worten die Obrigkeitshörigkeit der Deutschen (die sich oftmals schon katastrophal auswirkte) zusammengefasst - und jetzt gerade in Corona-Zeiten (Du erwähntest das Bußgeld) kommt dies wieder zum Tragen.
Nachhaltigkeit, E-Autos, Kein Plastik - drei der wichtigsten Kampfbegriffe der neuen Klima- und Weltretter, der großen Grünen, hast Du hier ebenfalls verarbeitet, find ich super.
In der darauffolgenden Strophe 5 bringst Du's auf den relevantesten Punkt: Deutschlands Weltrettungsphantasien (nachdem es einmal die Welteroberungs-, Weltunterwerfungs- und Vernichtungsphantasien hatte), die sich im Grunde ähnlich selbstzerstörerisch auswirken wie die in Klammern genannten Dinge. Diese Weltrettung, die alles zerstört, was den Wohlstand garantierte, all die alten Werte (ein Grund für mich, konservativ zu sein) werden aufs Spiel gesetzt - ohne Not übrigens.
Ob es, wie Deinerseits in Strophe 6 prognostiziert, nur zwei Jahre sein werden, in denen alles "in den Dutt" bzw. kaputtgeht, weiß ich nicht, es können auch wenig mehr sein. Es spielt ja kaum eine Rolle. Nächstes Jahr sind erstmal Bundestagswahlen - und da sollten die Meisten von uns eventuell so mutig sein, Merkel&Co.s Regierungsstil eine klare Absage zu erteilen, aber das muss jeder selbst wissen. Ich werde hier keinerlei Empfehlungen aussprechen, wie der Weg zur Vernunft wieder aussehen könnte.
Ja, wie in Strophe 6: Kein positiver, eher pessimistischer Ausblick, denn wie es scheint, ist dies Land auf unbestimmte Zeit (oder für immer?) verloren. Es wird ein umso längerer Weg zurück, je länger es bergab geht.
LG und wunderbar gemacht. Karl-Konrad