Andrea Fait
Der kleine Strohstern
Da lieg ich nun in einem großen,braunen Pappkarton und warte.
Worauf ? fragt ihr ?
Auf Weihnachten natürlich...bald schon ist es soweit.
ich bin nämlich ein wunderschöner Strohstern mit einem .. na ja, eigentlich einem dünnen, roten Faden,der hält mich zusammen.
Der ist zwar zart und fein, aber sehr haltbar. Nur eine meiner Spitzen
ist ein wenig geknickt, kommt vom falschem Liegen, meint der
Nussknackermann.
Er sagt oft zu mir, ich wäre der schönste Strohstern, den er jemals gesehen hat.
Sicher ! Er kennt ja auch keine anderen.
Neben mir im Karton liegt noch Frau Lametta mit ihren Kindern, die
reden das ganze Jahr von nichts anderem, als das sie wieder am Baum
hängen werden.
Dann sind in der Nachbarschaft noch die anderen Holzfiguren,
kleine Perlengirlanden, Mini-Weihnachtsmänner , die Engel und nicht zu
vergessen,
der "Club der Goldenen"
Die sind vielleicht eingebildet, die reden nicht mit jedem . Braucht ihr nicht zu denken.
Sie sind ja auch die einzigen, die einen Vorstand haben, genannt "Die Spitze".
Er hat seinen Thron hoch oben auf der Tanne und meint, dadurch ist er automatisch der Chef.
Pahh, als wenn jemand wirklich auf ihn hören würde...wenn er da so rumkommandiert....
"Dreh dich besser so rum ins Licht, du hast wieder deine rechte Seite
nicht geputzt, wie kann man sich nur so hängen lassen? "
( Als wenn eine Kugel eine rechte Seite hätte !?)
So geht das den lieben langen Tag....
Mir macht das nix aus und ich bin jedenfalls kein Fabrikteil, sondern "Handmade bei Julia"!
Mal schauen, ob ich dieses Jahr auch wieder an den Weihnachtsbaum darf.
Letztes Jahr hatte ich einen tollen Platz am Baum. Ich konnte alles überblicken,
auf meinem 4. Zweig von oben links.
Julia und ihre Eltern, wie sie so da saßen am Tisch mit der bunten
Weihnachtsdecke und den gutriechenden Sachen auf den Tellern, den
Kerzen und der Musik.
Jingle Bells hör ich am liebsten...
Das war schon Klasse.
Ich glaube es geht los, Jaaa, sie kommen und holen uns.
Der Karton wackelt und es rumpelt ganz mächtig hierdrinnen.
Wir purzeln ein wenig durcheinander, der kleine Engel mit dem einen
Flügel und dem süßen Heiligenschein hält sich an mir fest, sie wäre
sonst gegen einen Goldenenen gefallen.
Die Eltern von Julia wollen mit uns den Weihnachtsbaum schmücken.
Alle werden herausgeholt, nur ich und ein paar andere nicht.
Auch der kleine Engel muss hierbleiben.
Nach einiger Zeit, ich weiß nicht wie lange, weil... ich habe geträumt,
von Glitzersternen, von Frau Lametta und Bratapfeldüften, stürmt Julia herrein.
"Wo ist mein Stern ??" ruft sie .
Och der olle Stern, meint der Vater, dieses Jahr nehmen wir alles Goldene.
Julia sagt nichts, kramt in unserem Karton und fischt mich zusammen mit dem Engel heraus.
Sie hängt uns rechts und links neben eine Kerze in den Baum, wo wir gut beleuchtet werden.
"Dort sollen sie hängen, mein kleiner Stern und der Engel kann ja nichts dafür, das ihm ein Flügel fehlt."
Und wieder hatten wir den schönsten Platz:
in Sichtweite von Julia, neben Frau Lametta und im warmen Schein einer strahlenden Kerze.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.11.2005.
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