Eva-Maria Herrmann

A undankbars Kind (bayrische Mundart)

 

Ois ma no Kinder warn, da hamma immer scheene Weihnachn ghabt, obwoi meine Eltern ned reich warn, hamma doch immer tolle Gschenke griagt. Meistens sogar des, wo ma uns gwünscht ham.

Nur oamoi, da ko i mi dran erinnern, dass des ned so war.

Da hob i ma so an Frisurenkopf gwünscht. Des is a großer Puppenkopf mit ganz lange Hoar, de wo ma dann frisieren kon und außerdem ko ma des Gsicht vo da Puppn aa no schminkn. Ganz fest hob i ma des gwünscht.

Wia dann der Heilig Abend da war und i a groß Packerl für mi unterm Weihnachtsbaum gsehn hab, da war i ma scho ganz sicher, dass des der Kopf sei muaß.

Aber wia ih’s dann auspacklt hob, da war’s a Puppnhaus, ganz bunt und aus Plastik, mit vier Zimmer. Eigentlich a wunderscheens Gschenk, aber eben ned des wo i ma gwünscht hob. Aber wahrscheinlich hat’s Christkindl gmoant ghabt, so an Schmarrn schenkts ned her.
 
Dabei war doch mei Opa Friseur und mei Tante war aa Friseurin und i woit doch nix anders, ois dene des nachmacha. Außerdem hab i meine ganzn Puppn und Barbiepuppn  scho zrechtgstutzt ghabt.

Da wär nur no glatzkopferd ganga.

Obwoi - des aa ned recht vui schlimmer g’wesn wär, als wia wenn uns mei Tante de Hoar gschnittn hod. Aber no liaber die, ois mei Opa, vor dem hamma alle a bisserl Schiß ghabt und vui liaba no, als bei meiner Mama, weil de schiafn Ponys ko ma  goarned beschreibn, lauta Eckn und Kantn hats uns jedsmoi einegmacht.

Da war mei Tante des kleanste Übel.

Oamoi Topferlschnitt und des wars.
 
Des is ma ois durchn Kopf ganga, während i sprachlos vor meinem Puppenhäuserl gsessen bin und mei gloane Schwester laut juchzend um mi rumghupft is, weils genau des griagt hod, was se si gwunschn ghabt hod. A Puppenwagerl und a neie Puppn.
 So vui Freid angesichts meiner Enttäuschung war mehra, ois wos i ertragn hab kenna.
Und bevors gschaut hod, is’s doch tatsächlich über meine Fiaß gstoipert, da hob i garnix dafür kenna, ehrlich! 
 
I hob mi dann ziemlich boid mit meim Puppnhäusl ins Kinderzimmer trollt. Des wo i mit meine Schwestern teilt hob, mei große Schwester hat aufm Sofa gschlafn, mei gloane Schwester im Stockbett unt und i obm.   

Nach und nach san dann meine Gschwister aa olle kemma, um mit de neia Spuisachan zum spuin. I hob dann alle vo meim Bett aus recht tratzt, weil mi des immer no gärgert hod, dass da koa Frisierkopf für mi unterm Weihnachtsbaum gwesn is.

Meim Bruada war des nacha zvui und  da hoda ma zur Straf mei Loata wegagnumma, damit i nimma vo meim Bett obakim.

Des hot ma aba nix ausgmacht, weil direkt unter mir mei neichs Häusl gstandn is und so bin i do drauf ghupft und bevor i gwußt hob, was los is, mit oam Hax in de untern zwoa Zimmer gstandn.
 
Mei, jetzt hob i des neie Puppnhäusl scho am erstn Tog kaputt gmacht ghabt.
Himmiarschundzwirn, dass oiwei mia so was passiern hod miassn.

Ich hab gwußt, dass des a riesn Donnerwetter vo meiner Mama gebn werd, wenn i ma ned glei a guade Ausred eifoin lass.

Oiso hob i scharf nachdenkt, wia i aus der Sach aussa kum.

Zerst hob i ma denkt, vielleicht merkt ses garned.

Aber bei drei Gschwister iss immer oaner dabei, der’s ihra steckt.

Dann hob im ma denkt, i kannts ja auf mei kloane Schwester schiabn, aber des is bisher immer in’d Hosn ganga, wei mei Mama scho gwusst hod, dass kaputte Sachn meistens auf mei Konto gengan.
Und dann iss ma DIE Idee kumma!

Humpelnd und wuislad bin i zu meine Eltern ghupft und hob eahna vazoit, dass i vom Stockbett obagfoin bin und genau auf mei scheens, neichs Puppnhäusl.

Dann hob i arg gwoant um des scheene Häusl.
I woas, des war glatt glogn, aba der Nikolaus iss ja erst da gwesn und des Christkindl hot seine Geschenke scho bracht g’abt und bis näxts Joar, da hom de zwoa des gwiss scho wieder vergessn.
 
Mei Papa hod mi erst amal getröstet und mei Mama is nochschaun ganga, was vo dem Häusl noch zu retten is. Am ersten Weihnachtstag ham meine Eltern dann des Häusl wieder so gut wias ganga is gricht und i hob a ganz schee schlechts Gwissen ghabt, weil ih’s oglogn ghabt hob.
Deshalb hob i ma dann fest vorgnumma, dass i mi in Zukunft über a jed’s Geschenk gfrein wer, egal was des is. Und nacher hob i dann doch no vui Freid mit meim Puppnhäusl ghabt, aa wenns danach koa Dach mehr ghabt hod und da Bodn vom erstn Stock ab und zu durchegfoin is.

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Weil ich das Verschwenderische des Lebens begriffen habe, die Extreme erkannte und über den Weg von einem zum anderen nachzudenken anfing, weil ich verstand wie elend es ist, wußte ich auch, wie schön es ist und weil ich erkannte, wie ernst es auch ist wußte ich auch wie fröhlich es ist.

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