Werner Gschwandtner

Eine tierische Weihnacht 1

Es war einmal auf einen Bauernhof irgendwo in Niederösterreich, dort begann im Spätsommer dieses Jahres ein neues Leben zu erwachen. Ein neues Leben in Gestalt eines kleinen und besonders süßen Kätzchens und das ihrer Geschwister. Und dieses eine Kätzchen möchte euch nun ihr erstes großes Abenteuer Erzählen.
 
„Miau“, schnurrte ich. „wenn ich Heute an den Tag meiner Geburt zurück denke, dann kann ich nur sagen, das Leben hatte so seine Überraschungen für mich bereit gehalten und das, obgleich mich meine Mama vor dem traurigsten Schritt vorgewarnt hatte, vor der nahenden Trennung von ihr.
 
Doch bleiben wir am Anfang. Nur so hat eine Geschichte seinen Sinn. Also, am Anfang erblickte ich, zusätzlich zwei Brüder und eine Schwester mit mir das Licht der Welt in einer Scheune. Die Welt war kalt und auch recht Trostlos. Ich wusste weder wer ich bin noch was ich hier sollte. Meinen Geschwistern erging es nicht anders und wir suchten zunächst nur die Wärme unserer Mutter. Sie war es auch die uns auf das kommende Leben vorbereitete.“
 
„Schnurr“, ich konnte nur sehr langsam meinen Kopf heben. War das meine Mama die mich da so freundlich anschnurrte? Oder ist es nur ein naher Verwandter? Ich war unsicher und blickte etwas ängstlich auf die große Katze.
„Na mein Kleines“, sprach die Katze zu mir, „Wie fühlst du dich?“
„Was bin ich?“ fragte ich zögernd. War es gut so Zutraulich zu sein? Die Katze beugte sich zu mir herunter und leckte mir zärtlich über den Kopf. Die Berührung war so Ergreifend das ich jede weitere Vorsicht vergaß.
„Du bist eine Schildpatt Katze, so wie ich und deine Geschwister.“ Sagte die Katze. „Die Menschen denen ich gehöre nennen mich Mink. Und ich bin deine Mutter.“
„Mink“, wiederholte ich, „was bedeutet das?“
Mama schnurrte wieder und stupste mich mit ihrer Nase an. „Das mein Kleines weiß ich auch nicht. Die Menschen bei denen wir leben haben mir diesen Namen gegeben. Sobald ihr euer Zuhause habt, werdet ihr ebenfalls Namen von euren neuen Besitzern erhalten. Und leider“, fügte Mutter traurig hinzu, „ist der Moment der Trennung schon in wenigen Monaten.“
 
„Das waren schon mal von Anfang an keine rosigen Aussichten. Mutter erklärte das wir nach etwa drei Monaten an andere Familien weiter gegeben werden würden. Und diese Zeit kam viel zu rasch. Es war an einen kalten Dezember Morgen, als der Bauer mit einem ältlichen Ehepaar in die Scheune kam wo wir lebten.“
 
„Nun das kann ich schon garantieren“, hörten wir den Bauern sagen, „meine Katzen sind allesamt gesund. Aber bitte beurteilen sie das doch selber.“
Der Bauer hatte zwei weitere Menschen bei sich. Sie waren schon recht alt aber blickten freundlich aus den Augen.
„Meine Frau wünscht sich eine junge Schildpatt Katze“, sprach der alte Mann. Er war gut einen Meter und achtzig groß, hatte breite Schultern und schneeweißes Haar. Auch sein Oberlippen und Kinnbart waren von dieser Farbe.
„Es sollte ein weibliches Geschöpf sein“, setzte der Mann fort, „haben sie ein solches Tier zur Vergabe?“
Der Bauer nickte. Mama hatte mich und meine Schwester nach den ersten Worten des alten Mannes beiseite genommen und gesprochen. „Meine Kinder, der Tag der Trennung ist nunmehr gekommen. Wahrscheinlich wird eine von euch Heute mit diesem Pärchen gehen und es ist unwahrscheinlich dass wir uns jemals wieder sehen werden. Seit Stark und gehorche den neuen Besitzern. Egal wenn es von euch beiden trifft, sie machen den Eindruck als wären es gute Menschen. Die Auserwählte wird es gut haben.“
Ich hätte heulen können, ich sah in den Augen meiner Schwester das es ihr genau so ging. Irgendwie fanden wir es damals äußerst ungerecht dass eine von uns nun schon von der geliebten Mutter weg sollte. Aber es half nichts, der Moment der Entscheidung stand kurz bevor und ganz so wie es Mutter erwartete, gaben wir uns von unserer besten Seite. Meine Schwester war von absolut schwarzer Farbe. Ich dagegen, hatte an einigen Stellen, weiße Flecke. Die Eheleute betrachteten uns. Beide hoben uns nacheinander auf und ich fühlte mich in den Armen der ältlichen Frau sehr geborgen. Es war ein eigentümliches Gefühl, welches ich hier empfand.
Sie schaute mich liebevoll an und schenkte mir einen Kuss auf meine kleine Stirn. Dann nickte sie ihrem Partner zu.
„Die möchte ich haben“, sagte sie, „lass uns dieses Kätzchen nehmen.“
Die Eheleute hatten also gefallen an mir gefunden und so wechselte ich den Besitzer. 30 Euro bezahlten die Menschen für mich an den Bauern und sofort nahm mich mein neues Frauchen in den Arm. Noch einmal schaute ich auf meine Familie. Meine Mutter hatte eine unscheinbare Träne im Auge, meine Geschwister senkten betrübt den Kopf. Dann hörte ich mein Frauchen zu mir sagen.
„Hallo mein Kleines“, freundliche Augen blickten mich an. Und ich konnte keine Bösen Absichten feststellen. Aber ich war ja auch noch ein Baby und hätte sie Bosheit wahrscheinlich auch gar nicht erkannt.
„Ich bin Maria und du sollst ab Heute meine engste Freundin sein. Ich werde dich auf den Namen Lucky taufen. Und jetzt fahren wir gemeinsam nach Wien in unsere Wohnung.“
 
„Ich suchte letztmalig den Blickkontakt zu meiner Mutter, sie befand sich zusammen mit meinen Geschwistern noch immer in der Scheune und obgleich ich ein gutes Gefühl hatte, war ich unsagbar Traurig. Ich maunzte. Im Grunde wollte ich nicht weg von meiner Mama. Ich brauchte sie ja eigentlich noch und außerdem, fand ich das sehr ungerecht. Mink blickte mich auch Traurig an. Sie hatte diese Erfahrung schon oft gemacht, immer war ihr Nachwuchs vom Bauern an Fremde Menschen vergeben worden. Immer hatte sie einen Tiefen Schmerz dabei empfunden und immer bleib nach der Weitergabe eine augenblickliche Leere, die erst nach vielen Wochen abwich.“
 
„Ich wünsche Ihnen noch viel Freude mit dem Kätzchen“, hörte ich den Bauern sagen. Er trat noch einmal zu mir und strich mir sanft über den Kopf. Diese Liebkosung gefiel mir sehr, der Bauer und auch die Bäuerin waren in den vergangenen Monaten immer Freundlich zu uns gewesen. Und genau
deswegen konnte ich noch weniger verstehen weshalb er uns weggab. Mama hatte mir gesagt dass es so sein muss, die Jungen müssen das Nest der Mutter verlassen und ihr eigenes Leben beginnen. Aber warum musste dieser Zeitpunkt so früh kommen?
Mein neues Frauchen drückte mir einen Kuss auf den Kopf und verfrachtete mich anschließend in einen weich gepolsterten Transportkorb. Wieder maunzte ich. Instinktiv spürte ich, dass nun endgültig die Stunde des Abschieds für mich gekommen war.
 
„So war es dann auch, das ältliche Ehepaar nahm mich mit sich und wir führen gemeinsam mit dem Auto nach Wien. Während der Fahrt bin ich eingeschlafen, ich erwachte erst wieder als mich mein Frauchen aus dem Transportkorb holte und mir nach ein paar Schmeicheleinheiten mein Fütterungsplätzchen zeigte.“
 
„Hier meine kleine Lucky“, sprach sie sanft zu mir, „wirst du ab Heute deine Mahlzeiten einnehmen. Und dein Geschäft verrichtest du in diesem Kistchen.“
Sie zeigte mir das alles, doch ich verstand vieles davon noch nicht. Maria nahm mich hoch und trug mich in einen großen Raum. Sie nannte es das Wohnzimmer. Dort stand eine schwarze Ledercouch, zusammen mit einem Glastischchen und zwei bequemen Fauteuils. Viele Pflanzen standen auch in diesem Zimmer, vorwiegend Palmen in großen Töpfen und in einer Ecke, neben dem Französischen Balkon sogar ein echter Tannenbaum. Maria erzählte, das dies ein Lebender Baum sei, in Erde gepflanzt und schon seit fünf Jahren im Besitz der Familie.
Vor dem Fenster war es schon dunkel, doch unzählige Straßenlichter erhellten die Nacht. Es war hier ganz anders als auf dem Bauerhof wo ich Geboren und die ersten drei Monate meines Lebens verbracht hatte.
„Am Sonntag ist der vierte Advent“, sprach Maria freundlich zu mir. Sie drückte mich fester an sich und streichelte dabei über mein seidiges Fell.
„Miau.“ Antwortete ich. „Advent? Was war das? Wozu diente das?“ ich verstand kein Wort.
„Es ist spät meine Liebe“, der weißhaarige Mann war nun ebenfalls in das Wohnzimmer gekommen, er trat zu meinen Frauchen und auch er streichelte mich zärtlich. „Schnurr“, machte ich. Diese Liebkosungen waren Balsam für meine doch noch ein wenig Ängstliche Seele. Ich schmiegte mich an die streichelnde Hand des Mannes und dieser setzte seine Zärtlichkeiten fort.
„Lass uns zu Bett gehen, Morgen ist ein neuer Tag für Lucky und dich.“ Maria nickte. „Du hast recht Rudolf“, antwortete sie nun sich sehr schläfrig anhörend, „lass uns Lucky für die ersten Nächte zu uns ins Schlafzimmer nehmen. Ich möchte nicht das sich die Kleine von Anfang an alleine fühlt.“
„Alleine“, dachte ich bei mir, „sie wollen mich alleine lassen?“ Angst stieg wieder verstärkt in mir auf. Ich schmiegte mich enger an die Brust meines Frauchens und leckte ihr über die Finger, die mich weiterhin liebevoll streichelten.
Rudolf blickte etwas unsicher aus den Augen. Er schien nicht dieser Meinung zu sein. Dennoch nickte er nach ein paar Minuten zustimmend. „Also gut meine Liebe“, sagte er ruhig, „so sei es.“ Gab Rudolf ohne viel Widerstand nach. „Für die ersten Nächte soll Lucky bei uns im Bett schlafen, aber spätestens nach Silvester muss damit Schluss sein.“
Maria nickte dankend. Ich wusste noch immer nicht um was es genau ging. Aber mein Frauchen schien glücklich zu sein, also musste alles in Ordnung sein.
 
 
Eine tierische Weihnacht
Teil 1
© Werner Gschwandtner
„Der Treff für Jung & Junggebliebene“

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.08.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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