Martina Wiemers

Xenia, die kleine Hexe

Es war einmal eine kleine Hexe, jeder nannte sie Xenia.

Ich möchte so gern dem Weihnachtsmann begegnen, rief  Xenia, strich sich die Haare glatt, die wie immer widerborstig in die Luft standen.

Ich weiß, dass ich artig sein muss, denn nur zu den artigen Kindern kommt der Weihnachtsmann. Jedes Jahr sitze ich am Heiligen Abend in meinem Hexenhaus, friere an Nase und Hände, warte auf ihn und das Christkind. Doch noch nie kamen sie  mit dem  Schlitten  vorbei.

Hexen müssen nun mal mit dem  Besen durch die Luft fliegen und Schabernack treiben, daran lässt sich nichts ändern.

Großer Zauberer Kluxomor kannst du mir nicht helfen, bettelte Xenia.

Kluxomor schaute sie an, beugte sich mit seiner spitzen Nase zu ihr  und sprach:“Das Weihnachtsfest wird wohl  ausfallen. Der bärtige Alte liegt krank in seinem Bett, Frau Holle kocht ihm  Hühnersuppe und das Christkind gibt ihm bittere Medizin. Der Weihnachtsmann hat sich so über  die Menschen geärgert, dass er seit vielen Nächten kein Auge zugemacht hat. Nun ist er ist müde, fühlt sich matt und will den heiligen Abend verschlafen". Oh, je ,oh je ,rief die kleine Hexe . Weißt du, sprach der Zauberer,  er hat sich nicht nur über solche  Wünsche wie Markenklamotten, teure Autos, glitzernden kostbaren Schmuck, Kriegsspiele, Waffen und, und, und... geärgert er kann und will sie nicht mehr bezahlen.  Die Heinzelmännchen sind  fleißig,doch nie sind die Menschen zufrieden. Sie wollen mehr, mehr und immer mehr.

Am Weihnachtsabend reißen sie dann oft wortlos das Papier von den Geschenken, streiten sich  unter dem Tannenbaum, singen keine Lieder, niemand spricht ein nettes Wort, schweigend sitzen sie  am Fernseher, keiner bedankt sich.

Oh, das ist ja furchtbar, rief Xenia, kann man denn nichts dagegen tun?

Doch, aber es muss ein Wunder geschehen! Was für ein Wunder ? Der Zauberer hob die Schultern und wusste es leider auch nicht.

Xenia grübelte drei Tage und drei Nächte, dann sprang sie auf, klatschte in die Hände und lief in den Märchenwald. Dort traf sie sich mit ihren Freunden, wisperten und tuschelten geheimnisvoll.

 
Am Weihnachtsabend standen die Menschen schweigend am Fenster  und schauten in die dunkle Nacht. Plötzlich erblickten sie am Himmel einen hellen Stern. Das Christkind erschien mit Hänsel und Gretel. Die sagten: „Im Märchen geschehen oft böse Dinge, ihr jedoch habt  alles um glücklich  zu sein, wisst es jedoch nicht zu schätzen, deshalb sollt ihr jetzt verlieren, was ihr nicht braucht und schätzt“.

Sie gingen zu einem glühenden Ofen mit einer großen Öffnung, fingen an, aus Brotteig gebackene Wort zu verbrennen. Worte wie Liebe, Familie, Freundschaft, Frieden, Glücklichsein, Zufriedenheit.

Alle sahen schweigend zu, wendeten ihre Gesichter ab, wollten sich nicht einmischen. Halt, rief plötzlich der kleine Peter, nur im Märchen wendet sich alles zum Guten. Ich will nicht traurig und unglücklich sein, nur weil niemand von uns bereit ist, dem anderen anzulächeln, ihm zuzuhören, mit ihm zu sprechen. Es ist Weihnachten, lasst uns  Kerzen anzünden, miteinander singen, fröhlich sein, uns nach unseren Wünschen fragen, von unseren Träumen erzählen. Der kleine Peter ging zu Hänsel und Gretel nahm Brotteig und formte die Worte,

                fröhliche Weihnachten , Frieden in unseren Herzen

und legte sie behutsam in den Ofen. Bald duftete es nach frischem Brot.

Da jubelten die Menschen auf der Erde so laut, dass der Weihnachtsmann  davon wach wurde und verwundert zur Erde schaute. Schnell spannte er seinen Schlitten an, denn auch er wollte jetzt mitfeiern. Bis spät in die Nacht saß man  in den Stuben beieinander, die Kinder spielten untern Tannenbaum, die Eltern und Großeltern unterhielten sich mit Nachbarn und Freunden. Es wurde ein lustiges Fest und niemand war einsam und allein.

 
Kurz vor Mitternacht machte sich der Weihnachtsmann auf den Weg . Er hatte noch etwas ganz Wichtiges  zu erledigen. Er sauste  in den Märchenwald, hielt mit dem Schlitten am Hexenhaus und stellte den allerschönsten Weihnachtsbaum vor die Tür. Dann läutete er mit den Weihnachtsglöckchen solange, bis Xenia, die kleine  Hexe und Kluxomur, der Zauberer  erschienen. Er schenkte ihnen ein rotes Schokoladenherz und bedankte sich.
 
Seit dem sind einige Jahre vergangen ...............

die Menschen sind nicht gestorben, leben nicht glücklich und zufrieden miteinander, sind nicht klug geworden, haben  aus ihren Fehlern nichts gelernt.......................

 
deshalb ist das Ende dieser Geschichte offen, weil niemand, auch nicht der Weihnachtsmann, wissen kann, ob sich das irgendwann  ändern wird.

 

                                         © MW

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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