Gaby Schumacher

Eine neue Küche wird geboren ... !


 
 
 
Im letzten Jahr machte sich in meinen Gehirnwindungen eine gefährliche Idee breit. Vergeblich versuchte ich sie zu verdrängen. Aber, sobald ich meine Küche betrat, wirbelte sie mir heftig im Kopf herum.

Ein paar Monate widerstand ich noch und überdachte das ansonsten für Körper und erst recht für die Nerven strapaziöse Unterfangen:
"Quatsch! Bisher ging es ja auch, also, was soll`s!"

Genau dieser Satz trug mich durch weitere vier Wochen. Dann jedoch war endgültig Schluss. Mittlerweile hingen zwei Schranktüren im 45-Grad-Winkel nach unten, zwei der Platten meines Ceran-Kochfeldes hatten ihren Geist aufgegeben und ich war denn doch der Meinung, dass nun nach immerhin über zwanzig Jahren eine neue Küche fällig war.

"Guck`mal, wie kaputt alles in den hinteren Ecken ist. Es wird wirklich Zeit, dass ... !"
Also luden wir uns den Gelb-Blau-Küchenplaner herunter und fingen an zu planen. Es wurde sehr amüsant, denn die lustigen Stunden, die der Planer uns ankündigte, wurden dermaßen lustig, dass wir keinesfalls herum kicherten, sondern zusehends saurer guckten und fast vorm Platzen standen. Maße schwirrten uns im Kopf herum und purzelten durcheinander: Plötzlich war der Kühlschrank nur noch vierzig Zentimeter breit und der Herd stattdessen achtzig.

"Irgendwie kommt mir das spanisch vor!"
Zum Glück stand ich mit dieser Empfindung nicht allein da, so dass wir elegant einen sonst sicherlich ziemlich ärgerliche Diskussion vermieden und uns auch rasch zu helfen wussten:
"Wir messen einfach noch einmal nach!"
Selbstverständlich nannten wir total normal breite Küchengeräte unser Eigen.

Wir eilten zurück und planten nochmals drei Stunden lang hin und her. Da unsere Kinder bald auszögen, wünschte ich an der Wand, an der bislang eine große Sitzecke gestanden hatte, eine zweite Schrankzeile und einen Mini-Essplatz für zwei Personen.

Wir druckten den Plan aus und waren eigentlich recht zufrieden. Eine weiße Hochglanzküche mit Rahmen würde es werden, deckenhoch und mit sehr viel mehr Stauraum. Zufrieden machten wir uns auf den Weg ins gelb-blaue-Möbelparadies, fanden dort aber leider nicht, was wir uns so vorgestellt hatten.

Deshalb suchten wir noch ein Fachgeschäft auf, das uns dann entsprechend überzogene Preise nannte.
"Nee, für eine Einbau-Mikrowelle zahle ich doch keine 722 Euro! Überleg`mal: Haben wir Pech, geht sie nach ein paar Monaten kaputt und dann werden wiederum 722 Euro fällig! Außerdem ist unsere Mikrowelle noch völlig in Ordnung!"

Der nette Berater zeigte uns dann ( mit Hundeblick zu mir) einen mit allen Raffinessen ausgestatteten Backofen. Der hatte ein Intensivgrill-Programm, einen Programmwechselschalter und noch so manches, von dem ich überhaupt nicht wusste, dass es das überhaupt gab. Das gute Stück sollte denn auch "nur" 2000 Euro kosten.

"Deshalb dieser Hundeblick!", flüsterte ich dem Papa meiner Kinder zu.
Der verkniff sich mit Mühe ein viel sagendes Grinsen.

"Sie wissen ja: Es gibt auf alles 50% Rabatt!", erklärte der Berater und machte dabei ein Gesicht wie der Weihnachtsmann, wenn jener seine Gaben an die ach noch so gläubigen Kleinkinder austeilt.

Leider war er mit seiner Taktik an die Falschen geraten. In der Hinsicht sind wir beide Realisten:
"Sobald man Sonderwünsche äußerst, klettert der Preis fixer als ein Affe in die Höhe!"

Kurzentschlossen wechselten wir das gastfreundliche Euro-Lokal und ließen uns dann an anderer Stelle erneut beraten. Erstaunlicherweise war der Berater dort bezüglich Herd und Mikrowelle mit uns einer Meinung. In diesem Geschäft sammelten wir dann noch ein paar zusätzliche, sehr nützliche Detail-Tipps.

Selbstverständlich sprachen wir auch über das erwünschte Fronten-Outfit unserer neuen Küche.
"Einer der Hängeschränke über dem Essplatz soll eine Glastüre haben. Das lockert die Optik ein wenig auf."
"Möchten Sie Milchglas oder Klarglas?", kam die Frage.
"Bloß kein Milchglas. Das kann ich auf den Tod nicht ausstehen und bitte keine Glaseinlegeböden, sondern ganz normale!"

Der Papa meiner Kinder war in den letzten Sekunden auffällig still geworden. Seine Stirn zeigte verdächtige Denkerfalten.
´Er grübelt - und wie!`, sagte ich mir.
Ich wartete sehr geduldig. Zu meinem Glück musste ich nicht allzu lange warten. Erschüttert sah er mich an:

"Ist Dir auch klar, was das bedeutet? - Dann muss ich ja dort immer alles ordentlich rein stellen ... !!?"
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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