Andrea Spürkel

Das Märchen vom Tannenbaum

Es war einmal, vor gar nicht langer Zeit ein kleiner Tannenbaum.
Er stend zwischen seinen Brüdern und Schwestern in einer Baumschule.
Sie wuchsen auf und warteten auf "Weihnachten", obwohl sie alle nicht
wussten was das ganz genau ist.
Aus den Worten der Menschen die sie versorgten, gebrochene Zweige heilten und sie an Pfosten banden
auf daß ihnen der Sturm nichts anhabe, erfuhren sie daß es wohl eine ganz besonder Zeit im Leben einer Tanne sei
und sie alle dazu bestimmt waren "Weihnachtsbäume" zu werden.Sie würden zu einem Fest der Menschen, bei dem es um Liebe, Geburt und Familie ging, ganz besonders geschmückt werden, mit Sternen und strahlenden Lichtern.

Auch der kleine Tannenbaum hörte davon und dachte darüber nach.
Er überlegte sich das die Menschen ihre Feste fast immer in ihren Häusern feierten...und er war doch hier draußen fest verwurzelt, wie also sollten er und seine Geschwister in die Menschen-Häuser gelangen?
Ein schrecklicher Gedanke kam ihm : Die Menschen würden sie abschneiden um sie in ihre Häuser zu bringen
und das würden die Tannene doch nicht überleben.
Der kleine Tannenbaum bekam furchtbare Angst vor "Weihnachten" und wollte um keinen Preis der Welt ein "Weihnachtsbaum" werden.

Er beschloß ab heute krumm zu wachsen, dann würde ihn sicher kein Mensch haben wollen.

In den folgenden Monaten gab sich unser kleiner Tannebaum sehr grosse Mühe schief und krumm zu wachsen,
das war längst nicht so einfach weil die Sonne immer wieder versuchte ihn zu sich zu ziehen.

Seine Geschwister hielten ihn für verrückt und waren sich ganz sicher daß es mit ihm ein schlimmes ende nehemen würde,wenn er weiter versuche seiner Bestimmung zu entgehen.

Er aber dachte nur daran daß er nicht abgehackt werden wollte und hörte nicht auf seine Brüder und Schwestern, die ihn doch nur warnen wollten.
Sie versuchten auch ihn um zu stimmen in dem sie immer wieder von "Weihnachten" sprachen und wie schön es dann werden würde.
Aber selbst wenn sie ihn überzeugt hätten, inzwischen war es zu spät denn er war schon sehr sief und krumm geworden
und das war ja nicht mehr zu ändern.

Die Tage wurden immer kürzer und die Nächte frostig;
bald begann es zu schneien und der Frost biss den Bäumen kräftig in die Wurzeln.
Unserem kleinen, krummen Tannenbaum gefiel das überhaupt nicht, aber den Anderen schien es nicht viel aus zu machen.
Die träumten ja auch von "Weihnachten".

Das Fest rückte immer näher und die Tannen wurden immer aufgeregter, die meissten waren sehr gespannt auf die Sterne und Lichter die sie nun bald bekommen sollten. Nicht so der kleine,krumme Tannenbaum, er war sehr besorgt um seine Geschwister und hoffte innständig daß er selbst "Weihnachten" überleben würde.
Immer öfter kamen fremde Menschen in die Baumschule und kauften seine wunderschönen, aufrecht gewachsenen Geschwister. Die meissten wurden wirklich abgesägt; sie stöhnten leise dabei obwohl sie sich doch so auf ihre letzten Lebenstage als "Weihnachtsbaum" gefreut hatten.
Andere hatten mehr glück, sie wurden ausgegraben und sollten nach "Weihnachten" an neuen Plätzen wieder eingepflanzt werden.
Die winterlichen Tage und eisig kalten Nächte vergingen und immer mehr Menschen gingen an dem kleinen, krummen Tannenbaum vorbei.
Manche Menschen achteten gar nicht auf ihn, andere rümpften ihre Nasen wenn sie ihn sahen.
Einmal hörte die kleine Tanne wie Jemand rief: " sieh dir mal dieses hässliche Ding an, der taugt doch nur zu Brennholz..."

Und aufs neue begann er sich zu sorgen, was wenn er am Ende doch abgeschnitten und zur Strafe für seine Torheit wirklich verbrannt würde?
Aus lauter Angst vor "Weihnachten" hatte er vergessen darüber nach zu denken was geschehen würde, wenn er als einzige Tanne hier in der Baumschule stehen blieb.
Es kam wie es kommen musste, am heiligen Abend war der kleine, krumme Tannenbaum der letzte in der Baumschule,
all´ seine Geschwister waren verkauft und "Weihnachtsbäume" geworden.
Er fühlte sich nun sehr allein, traurig und ängstlich.
Die Nacht brach an und alles wovor er sich gefürchtet hatte trat nun ein, einer der Baumpfleger kam mit einer Säge in der Hand auf ihn zu. "Tja mein freund, wer will schon eine so krumme und schiefe Tanne wie dich als Weihnachtsbaum zuhause haben- und hier ist nun auch kein Platz mehr für dich." Der Mann bückte sich ächzend hinunter zu seinem Stamm, bog einige Zweige zur Seite und begann den kleinen Tannenbaum ab zu sägen um für die Weihnachtsbäume des kommenden Jahres Platz zu schaffen.
Es war eigentlich gar nicht so schlimm wie es sich der kleine Baum vorgestellt hatte.
Der Mann hob ihn auf seine Schulter und trug den abgesägten Tannenbaum zu einem Abfallhaufen am Rande des Geländes.
Als er so da lag. vergessen, abgetrennt von seinen Wurzeln, wurde er sehr traurig. er dachte an die Erzählungen seiner Geschwister, an Lichter, Sterne, Liebe,Geburt und glückliche Menschen. Er bedauerte, nicht auf sie gehört zu haben.
Er hatte nicht geglaubt daß, wenn die letzte seiner Nadeln gefallen wäre, sein Leben hier enden würde.
Während er sich nun also ein wenig leid tat und sich über sich selbst ärgerte,kamen eine ärmlich gekleidete Frau und deren kleine Tochter vorbei.
die beiden sahen mindestens so unglücklich aus, wie er sich fühlte.
Das Kind sah ihn und ein leuchten ging über sein kleines Gesicht. es rief "Schau ´mal Mama da liegt ein Weihnachtsbaum.So ein Glück daß wir den gefunden haben, jetzte werden wir doch noch richtige Weihnachten feiern."
Mutter und Tochter strahlten wie die Sterne; und die Sonne noch dazu.
Ehe sich´s unser Freund, der kleine,krumme Tannenbaum versah, hatten die beiden ihn aufgenommen,trugen ihn in ihre kleine aber gemütliche Wohnung und stellten ihn auf.

Nun begannen sie ihn zu schmücken, ein paar Kugeln aus ferderleichtem Glas wurden an seine Äste gehängt. Außerdem viele. viele Sterne aus goldener und silberner Folie, die das kleine Mädchen gemacht hatte. Als Krone setzte ihm die Frau einen großen Engel aus Stroh, leuchtend wie gold, auf die Spitze. Zu guter letzt bekam er auf fast jeden Ast und Zweig eine Kerze und als die dann angezündet waren,
erstrahlte der kleine, krumme Tannenbaum in hellstem Glanz.

Voller Stolz und Freude betrachteten die beiden ihr Werk und das Kind sagte: "das ist der schönste Weihnachtsbaum den wir je hatten!"

Der wunderschöne, kleine, krumme Weihnachtstannenbaum dachte glücklich
"jetzt ist es gut."
und die erste seiner Nadeln fiel zu boden...

Ende.
1996

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In meinen Gedichten, schreibe ich mir meine eigene Realität, meine Träume auch wenn sie oft surreal, meistens abstakt wirken. Schreiben bedingt auch meine Sprache, meine Denkmechanismen mein Gefühl für das Jetzt der Zeit.

Ich vernehme mich selbst, ich höre tief in mich rein, bin bei mir, hier und jetzt. Die Sprache ist dabei meine Helfershelferin und Komplizin, wenn es darum geht, mir die Wirklichkeit vom Leib zu halten. Wenn ich mein erzähltes Ich beschreibe, beeinflusse, beschneide, möchte ich begreifen, wissen, welche Ursachen Einflüsse bestimmte Dinge und Menschen auf mein Inneres auf meine Handlung nehmen, wie sie sich integrieren bzw. verworfen werden um mich dennoch im Gleichgewicht halten können.

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