Evelyn Goßmann

Ein Album voll Glück

Im warmen Schein der Adventkerzen schaue ich mir gerade ein Album an. Betrachte Fotos von uns als Kinder auf der Schlittenbahn. Lachend sind wir Hügel und Höhen mit dem Schlitten hinuntergesaust, haben mühsam und mit hochroten Bäckchen den Schlitten wieder hochgezogen, um gleich übermütig jauchzend wieder voll Vergnügen den Hang hinunter zu flitzen. Kleine Eisklumpen hingen an Schals, Mützen und Handschuhen, das erkennt man deutlich. Andere Bilder zeigen uns beim Pirouettendrehen auf dem Eis, rundum die stille wie mit einem Tuch bedeckte Landschaft, die wie eine kleine weiße Insel ausschaute. Sie erschien so märchenhaft im Schneekleid fast wie ein Traumgebilde, und hat uns immer neu verzaubert.

Die Winterzeit mit allen Freuden war für uns Kinder einfach immer schön. Sie ließ in uns das Gefühl erwachen sich in einer Art Zauber- und Märchenland zu befinden. Der Winter hielt alles Glück bereit das es nur in dieser Zeit geben konnte, und leider auch von meist recht kurzer Dauer war.

Weitere Seiten zeigten uns und die Nachbarskinder beim großen Schneemann Bauen. Der Kleinste rollte die größte Kugel und verschwand fast dahinter. Ich lachte kurz laut auf,  erinnerte mich an die Enttäuschung als damals alle Kugeln zu schwer waren um von uns Kindern auf einander gestapelt werden zu können. Schnell wurde Papa zu Hilfe gerufen der dann mit Schwung die Teile aufeinander setzte, und uns das Schmücken mit Kohle für Zähne und Augen, und die rote große Mohrrübe für die Nase überließ. Zudem wurde eine Rute in die Armbeuge gesteckt, und Mama musste wieder mal einen alten, ausrangierten verbeulten Aluminium Topf herausrücken damit der Schneemann auch einen Hut bekam.

Wie schön ist es doch in Erinnerungen und Kinderzeiten zurückzugehen, zu schwelgen und auch die Zeit milder und bezaubernder erscheinen zu lassen als sie oft in Wahrheit war. Rückblickend bekam sie noch den ganz besonderen Zauber, schien wie ein Märchen neu entdeckt zu werden. In mir war wieder das Kind erwacht und ich war glücklich.

Bei all den Gedanken schmunzelte ich und erinnerte mich an den guten alten Küppersbusch-Herd, das knisternde gemütliche Feuer und die alten Backsteine die für das Bett am Abend dort aufgewärmt wurden, damit man schnell kuschelig warm in sanfte Träume versinken konnte. Ich sah im Geiste meine Mutter die Ringe über dem Feuer beiseite schieben und beim Putzen des oft noch heißen Herdes, damit er ja wunderbar glänzen und blitzsauber sein sollte. Besorgt hatte ich das Szenario immer verfolgt, und empfand es als Wunder dass sie sich nie verbrannte. Ein leiser Seufzer entrang sich meiner Kehle, ich holte tief Luft. Das war eine Zeit, so lange ist das nun schon alles her.

Manches hatte damals gefehlt was die Kinder heute alles kennen und haben und für sie selbstverständlich ist. Wir hätten damals an vieles das es heute gibt gar nicht denken oder uns vorstellen können. Aber sind sie wirklich auch glücklicher heutzutage? Es war einfach eine andere Zeit, und wir waren zufrieden mit dem was es gab.

Das Stöbern in dem Album ließ an diesem Abend alte Träume erwachen, schöne Erinnerungen lebendig werden, ein wenig wehmütig zurückblicken, aber auch Freude wecken auf das Weihnachtsbacken, schöne Basteleien bei leiser stimmungsvoller Musik, auf das Karten Schreiben, auch wenn die Anzahl der Karten ständig schrumpfte, was schon gleich wieder etwas Wehmut aufkommen ließ.

Gleichzeitig mischten sich da hinein dankbare Erinnerungen voller Freude. Ein leises Lachen stieg in mir auf, wenn ich an die kleinen krampfhaft gehüteten Geheimnisse dachte die man vor Weihnachten hatte. Vorfreude, die spiegelte wie es war am Hl. Abend und den Weihnachtstagen Freude auszulösen, in glänzende Augen zu blicken und diese Freude wieder ins eigene Herz zurückkehren zu lassen.

Ich freute mich schon auf meine Lieben, ihre glücklichen Gesichter unter dem Weihnachtsbaum beim Öffnen der Geschenke, und natürlich das leckere gemeinsame Essen und Musizieren.

Krampfhaft musste ich mich aus den Erinnerungen lösen. Ich könnte schon mal alles zusammen tragen für die Basteleien dachte ich, klappte das Album mit einem Lächeln zu und stellte mir vor um wie viele Erinnerungen reicher es eines Tages meine Kinder so betrachten würden, voller Wehmut, Freude und Erinnerungen. Ein Album voll Glück.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Evelyn Goßmann).
Der Beitrag wurde von Evelyn Goßmann auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.12.2009. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Evelyn Goßmann

  Evelyn Goßmann als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Gedankenwelt - zwischen Himmel und Erde von Michaela Trieb



Mit diesem Buch schuf die Autorin einen Quell der Besinnung, keinen Gedichtband im herkömmlichen Sinne. Einzigartig ist die Kombination aus Gedichten und passend dazu ausgewählten Affirmationen (kurze lebensbejahende Energiesätze). So kann schon während des Lesens Kraft und Energie geschöpft werden. Querbeet wechselt es von Meditativem, Sinnfragen, Philosophie über Lebenskunst bis Natur. Die Illustrationen schuf die Autorin selbst.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Evelyn Goßmann

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

'Ansehen' von Evelyn Goßmann (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)
Elina, kein Tag wie jeder andere von Adalbert Nagele (Weihnachten)
Liebes Mausi von Margit Kvarda (Humor)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen