Rita Bremm-Heffels

Grün goldenes Glanzpapier

Schon eine Weile suchte ich in dem Regal im Supermarkt.
Unter den Klängen von Kling-Glöckchen und Leise rieselt der Schnee und der Ansage: „Frau Berger bitte zur Information“, nahm ich abwechselnd die Rollen mit Folie in die Hand.
Rot mit blau, silbern und golden, blau und silbern, silbern auf beiden Seiten – und dann sah ich sie, ganz unten: Diese Folie, eine Seite grün, die andere golden. Wunderbar glänzend.

Da stand ich nun eine ganze Weile mit meiner Beute in der Hand. Ich starrte sie an und meine Gedanken verliefen sich. Fast vergessene Bilder tauchten auf.

*
Das kleine Schaufenster in Großmutters Friseurladen.
Es fand das ganze Jahr kaum meine Beachtung nur wenn Weihnachten näher kam, dann verwandelte sich dieses kleine nüchterne Fenster in ein wunderbare, lebendige Zauberwelt.

Alles war ausgelegt mit grün goldenem Papier, darüber gestreut kleine goldene Sterne.
An den Seiten ein paar Tannenzweige, ein paar Silbervögeln mit bunten Augen und goldenen Lametta Fäden. Ein riesiger Goldstern hing von oben herab und beleuchtete die alte Weihnachtskrippe, die auf grünem Satin Mittelpunkt war, umgeben von edlen Parfüm Flakons, duftenden Seifen und Perücken Köpfen.
Maria, Josef und das Christkind. Ochs und Esel und sogar ein Hirte mit Kind.

Ich war so klein, daß ich kaum hinauf ragte um in das Fenster hinein zu sehen.
Immer wieder lief ich zu Großvater in den Laden, wo es so warm und wundervoll roch, nach einem Gemisch aus verschiedenen Düften und frisch gewaschenen Haaren. Ich stand dann ganz still in einer Ecke und wenn der Rasierstuhl leer war, zog ich Großvater an seinem weißen Kittel aus dem Laden und sagte: „Hoch, Opa!“
Mehr konnte ich noch nicht.
Und er, geduldig wie er war hob mich und setzte mich auf den kleinen Absatz vor der Scheibe.
Wenn es dann langsam dunkel wurde leuchtete sie besonders schön.
Dann starrte ich so lange in die glänzenden Lichter, versank ganz in diesem Wunderbild, bis Großvater mich durchgefroren wieder ins Warme trug.

*

„ Können sie ein wenig zur Seite gehen, ich komme mit meinem Wagen nicht durch.“

Ich sah auf, fremd irgendwie und etwas erschrocken.
Kaum zurück von meiner Wanderung in die Vergangenheit.

Ich muß gelächelt haben, den die Dame mit ihrem übervollen Wagen, die gerade noch gestreßt geschaut hatte lächelte mich plötzlich an.

„ Fröhliche Weihnachten,“ sagte sie.

„ Ihnen auch, fröhliche Weihnachten.“

Immer noch irgendwie verzaubert strich ich zart über die Folien Rolle.
Sie hatte ganz unerwartet etwas von dem alten Weihnachtszauber aus meiner Seele hervor gelockt.
Nie wieder später hatte mich etwas ähnlich berührt.

Die Sterne, die ich aus dem Papier schneiden würde, da war ich mir ganz sicher,
diese Sterne würden mein zu Hause ein klein wenig in den alten Laden von einst verwandeln.
Mit Oma, Opa und der bescheidenen Weihnachtswelt von damals.
Und die doch für mich so ein Wunder war.

Fröhliche Weihnachten.



R.B. 17.12.2002

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