Sie war in der Post Abteilung KLÄRUNG beschäftigt.
Dort wurden Briefe, deren Adressen unleserlich waren,
deren Postleitzahlen nicht stimmten,
Briefe, die aufgeschlitzt waren
Inhalte, deren Briefumschlag fehlte,
behandelt.
Sie war eine, die es sehr genau nahm.
Ihre Kolleginnen waren mit ihrem Stapel immer schnell durch.
Sie warfen Briefe, die unzustellbar waren und die keinen Absender hatten, in den Schredder.
Weg damit, schnell erledigt.
Anders mein Engel von der Post.
Er schaute sich jeden Fall genau an.
Was könnte das wohl heißen? Sie verglich die Buchstaben und war
ganz stolz, wenn sie etwas Unleserliches klären konnte.
Sie suchte die richtige Postleitzahl aus ihrem Buch heraus und gab den Brief weiter.
War ein Brief aufgeschlitzt, las sie den Inhalt und wusste, was der Grund war.
In einem Brief wurden 10 Euro erwähnt. Sie waren für einen kleinen Jungen bestimmt, der für ein Fahrrad sparte. Die Mutter hatte eine ganz kleine Rente und konnte ihm keines kaufen. Das wusste die Tante und schickte ihm deshalb öfters einen kleinen Schein in einem Umschlag.
So sollte der Junge das Sparen lernen. Das entnahm sie aus dem Text, denn die Tante erwähnte, dass er nun mit dem letzten 10 Euro Schein das Geld für das Rad noch vor Weihnachten zusammen hätte.
Aber das Geld war fort.
„Was mache ich bloß mit diesem Brief?“
Wie enttäuscht muss der Junge sein, wenn er in den Umschlag schaute und nur den Brief vorfand.
In der Frühstückspause erzählte sie es ihren Kolleginnen. Doch das interessierte sie nicht. „Das ist doch nichts Neues, geschieht den Leuten recht, wenn sie Geld in einen Umschlag tun,“ so der kurze Kommentar.
Aber meinem Engel bei der Weihnachtspost ließ es keine Ruhe.
Am Abend, kurz vor Dienstschluss, holte sie einen 10 Euro Schein aus der eigenen Geldtasche, steckte ihn zu dem Brief und verklebte ihn sorgfältig.
„Komm gut an“, sagte sie vor sich hin, während sie den Poststempel auf die Briefmarken drückte, und viel Spaß mit dem neuen Fahrrad.“
© C.W.
Wünsche meinen Lesern einen
schönen 3. Advent, Christine
Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Christine Wolny).
Der Beitrag wurde von Christine Wolny auf e-Stories.de eingesendet.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2010.
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