Erna Maria Viehhauser

Aufregen oder Nachdenken

Es hat viel geschneit in der Nacht auf Sonntag. Sehr viel für Anfang Oktober. Herr Jansen schaufelt die Einfahrt seines
Hauses frei und hört nebenbei seiner Nachbarin, Frau Gerber zu. Sie erzählt ihm von drei ausländischen Familien die in der Nähe
Wohnungen bezogen haben. "Die sprechen nicht einmal richtig unsere Sprache, die Erwachsenen stehen immer vor
dem Haus in Gruppen herum, die Kinder sind laut und frech. Das in unserem schönen St. Florian, da müssen wir was
tun!"  Mit dem Schneeschaufeln ist er fertig, schaut Frau Gerber an und sagt: "Ja da müssen wir was tun", klopft seine
Stiefel ab und geht ins Haus.
Während er sich seinen Kaffee zubereitet denkt er über das Gespräch nach.
Herr Jansen ist schon lange Witwer, seit zwei Jahren in Pension und seine drei erwachsenen Kinder wohnen in
Hamburg, München und Wien. Zeit hat er folgedessen mehr als genug. Ich stelle mich den Leuten beim Spaziergang
am Nachmittag vor, vielleicht ergibt sich eine nette Unterhaltung, denkt er. Vorurteile gibt es für ihn nicht.
So ist  es dann ganz einfach mit den neuen Mitbürgern ins Gespräch zu kommen. Sie bedanken sich in nicht ganz
einwandfreiem aber durchaus gut verständlichem Deutsch für sein "herzlich willkommen bei uns" und laden ihn zu
Kaffee und Kuchen ein. Lebensgeschichten werden geschildert, Fotos aus ihrer Heimat gezeigt. Es herrscht eine
herzliche Athmosphäre. Die Erwachsenen erzählen sie gehen  den ganzen Tag arbeiten, die Kinder die durchwegs
sehr gut Deutsch sprechen vormittags zur Schule,  nur am Nachmittag sind sie daheim. Er hört dass die  Kinder oft
beschimpft werden, nicht auf den Spielplatz dürfen und  Fussball spielen ist auch verboten sagt der Hausmeister.
Jetzt sagt er "da müssen wir was tun" bedankt sich für die Einladung, und verabschiedet sich mit dem Versprechen
bald von sich hören zu lassen.
Auf dem Nachhauseweg kommt ihm eine Idee die er sogleich in Taten umsetzt. Seine lange Zeit unbenutzte Werkstatt
wird aufgeräumt. Am nächsten Tag geht er zu den Eltern der Kinder, um ihnen anzubieten sich nachmittags der
Kinder anzunehmen. Alle werden eingeladen sich die Werkstatt anzusehen, und Eltern und Kinder sind begeistert.
Die Eltern wollen gar dafür bezahlen, was er aber strikt ablehnt.
Voller Begeisterung werden ab sofort Vogelhäuschen und Holzspielzeug für den Weihnachtsmarkt gebastelt.
Die Kinder dürfen diese Sachen an einem eigenen Stand selber verkaufen.
Herrn Jansens Nachbarn beäugen die Situation eine Zeit lang kritisch, lassen sich dann aber von ihm überzeugen
dass eine gute Dorfgemeinschaft auch mit Menschen aus anderen Ländern Heimat bieten kann.
Der Weihnachtsmarkt ist gut besucht, alle gebastelten Sachen werden verkauft und die Kinder verdienen
gutes Taschengeld. Beim Glühweinstand wünschen sich alle ein schönes Fest.
Herr Jansen geht zufrieden heim und denkt sich: " Man kann den ganzen Tag schimpfen und
jammern, man kann aber auch viel tun und abends müde aber zufrieden sein".   
        
  

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