Vom Autoren des Buches um die fiktive Gestalt „Rainer Unsinn“, tolino verlag
Der Wecker ratterte und noch während ich die Augen aufschlug, grübelte ich, ob ich überhaupt aufstehen sollte.
Eigentlich hatte ich heute frei!
Vorsichtig, um meine Liebste nicht zu wecken, drehte ich mich auf die Seite und betrachtete sie. Was sollten wir beide heute tun? Ausschlafen? Essen gehen?
Mir fiel ihre gestrige Beschwerde wieder ein: „Überall Bücher, Hefte, Zettel! Kannst du nicht endlich aufräumen?“
„Ich brauche das alles“, hatte ich gesagt.
„Platz schafft Raum für Neues“, war ihre wütende Antwort und: „Man entwickelt sich doch weiter!“
Ich wusste, sie hatte recht. Eine Sekunde zögerte ich noch, dann erhob ich mich leise, um ihr eine Freude zu machen und meinen Kram aufzuräumen. Ich wollte fertig sein, ehe sie aufwachte und schlich durch die Wohnung. Bald stapelte sich der papierene Unrat neben der Eingangstür. Ich fand richtig Gefallen am Aufräumen und durchflöte auch den Bücherschrank.
„Brauche ich nicht mehr, brauch‘ ich nicht, ist veraltet, ...“, hauchte ich leise vor mich hin. An einem recht dicken Buch huschte meine Hand vorbei. Ich wusste: Es hatte einen goldenen Schnitt, einen festen Einband, es war schon immer da gewesen und würde immer da sein. Es würde immer da sein? Warum eigentlich?
Etwas zögernd griff meine Hand nach diesem Buch. Ich las es ja nie, hatte es nie gelesen und würde es nie lesen: die Bibel! Kurzerhand ergriff ich sie und ließ sie gegen den Unrathaufen schlittern. Mit einem dumpfen Schlag blieb sie aufgeschlagen liegen.
„Mist, ich wollte doch leise sein!“
Mein Blick war dem Buch gefolgt. Welche Seite jetzt wohl aufgeschlagen war? Leise erhob ich mich und sah nach.
Mein Blick fiel auf das Wort Kobold.
Kobolde in der Bibel? Ich ließ mich neben das dicke Werk plumpsen und begann zu lesen. Nach kurzer Zeit tat mir der Po weh, die Beine schmerzten. Es war an der Zeit, es sich bequem zu machen! Ich streckte mich auf den bereits aussortierten Papierbergen aus und holte meinen Laptop dazu, um zu studieren und Hintergründe zu erforschen zu dem, was dort alles geschrieben stand.
„Kai?“
Das Bett knarrte.
„Kai?“ Ihre Stimme kam näher. Ihr Blick erfasste den Unrat und mich halbnackt in dem Stapel, den ich ja eigentlich hatte wegwerfen wollen. Es klang nicht enttäuscht, es war eher pure Wut, als sie rief:
„KAI!“
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.11.2015.
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Gelebte Meeresträume
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Die Autorin versteht es, mit Worten Stimmungsbilder zu malen und den Leser an der eigenen Begeisterung am Land zwischen Meer und Bodden teilhaben zu lassen. In ihren mit liebevoller Hand niedergeschriebenen Gedichten und Geschichten kommen auch Ahrenshooper Impressionen nicht zu kurz. Bereits nach wenigen Seiten glaubt man, den kühlen Seewind selbst wahrzunehmen, das Rauschen der Wellen zu hören, Salzkristalle auf der Zunge zu schmecken und den feuchten Sand unter den Füßen zu spüren. Visuell laden auch die Fotografien der Autorin zu einer Fantasiereise ein, wecken Sehnsucht nach einem Urlaub am Meer oder lassen voller Wehmut an vergangene Urlaubstage zurückdenken.
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