Angela Redeker

Die dunkle Nacht



Es begab sich vor langer Zeit, als in Israel einmal fast Frieden herrschte, ein Vater mit seinem knapp 6jährigen Sohn auf Wanderschaft. Den Vater hielt nichts mehr in seinem Dorf und so wollte er anderswo sein Glück suchen.

Winde, die am Tage warm waren, zerrten an ihren Umhängen, trieben ihnen den Sand ins Gesicht und trockneten ihre Kehlen aus, nachts strichen sie mit einer unehrbitterlichen Kälte über das Land.
Dicht aneinander gedrängt versuchten die beiden sich gegenseitig zu wärmen, da sie in dieser Nacht keinen Unterschlupf gefunden hatten. Eine Mutter gab es auch einmal, nur undeutlich konnte der Junge sich an ihr Gesicht erinnern aber er spürte noch immer die Wärme in seinem Herzen, wenn er an sie dachte. Irgendwann war sie nicht mehr da gewesen und die Augen des Vaters füllten sich mit Tränen, wenn er nach ihr fragte.
Ein paar Mal hatte der Vater versucht von ihr zu erzählen, hoffnungsvoll hatte der Junge in das Gesicht seines Vaters gesehen..... aber dann gingen die Augen des Vaters auf eine Reise in ein Land, in das der Junge nicht folgen konnte, unendliche Traurigkeit hüllte seinen Vater wie in dichten Nebel ein.

Der Junge zitterte und bat den Vater ihm eine Geschichte zu erzählen, ein paar Leute kamen des Weges, sie grüßten höflich als die Männer vorbei gingen. Nach ein paar Schritten blieb einer von ihnen stehen, drehte sich um und kam zurück.
„Habt ihr kein Zuhause?“ -,
fragte er und beugte sich zu ihnen hinunter, stumm schüttelte der Vater den Kopf.
„Hier draußen ist es zu kalt für das Kind, in meiner Hütte ist kein Platz, zu viele Kinder aber ihr könnt in meinem Stall übernachten“, schlug der Fremde vor, freudig nahmen Vater und Sohn die Einladung an.

„Es ist nichts Besonderes aber hier ist es wenigstens warm“, sagte der Fremde und öffnete die Stalltür.
„Ihr habt sicher Hunger“, eine Frauenstimme erklang hinter ihnen, sie drehten sich um. Dort stand mit Brot und einem Krug in der Hand eine kleine Frau, die sie freundlich anlächelte. Dem Vater war es unangenehm, denn er konnte die Hilfe nicht bezahlen aber als er die strahlenden Augen seines Sohnes sah nahm der das Brot und die Milch, die sich im Krug befand dankend an. Sie setzten sich in eine Ecke und aßen stumm das geschenkte Brot als der Vater plötzlich zu erzählen begann.
„Weißt du mein Kleiner, vor vielen Jahren, als auch ich noch nicht geboren war, schickte Gott seinen Sohn auf die Erde...
in genau so einem Stall wie diesem hat ihn die Heilige Jungfrau Maria geboren.“
Mit großen fragenden Augen sah der Kleine sich um.
So ein Stall?
Aber woher wussten die Menschen, dass es Gottes Sohn war, im Stall sind nur Tiere und die können nicht reden?
Als hätte der Vater seine Gedanken gehört sprach er weiter. „Gott schickte den Hirten, die auf dem Feld waren einen Engel, der ihnen die frohe Botschaft verkünden sollte und ihnen den Weg wies“.
„Aber wieso haben sie sich nicht verlaufen?
Wir haben uns verlaufen, eigentlich wollten wir woanders sein“.

Der Vater lächelte nahm noch einen großen Schluck Milch, reichte dann den Krug an seinen Sohn „Ein großer Stern leuchtet über dem Stall....“
„War es kalt, als das Baby geboren wurde?“,
wollte der Junge wissen.
„Ja“.
„Warum hat Gott das gemacht?“,
fast vorwurfsvoll kamen die Worte auf dem Mund des Kindes. „Um uns allen seine Liebe zu beweisen“.
„Wo ist das Baby jetzt?“
Die Augen des Vaters verdunkelten sich,
„Nun“, begann er „Jesus, unser Herr wurde erwachsen, aber als er den Menschen erzählte er sei Gottes Sohn glaubten ihm viele nicht und sie verschworen sich gegen ihn und........töteten ihn“
Entsetzt zuckte der Junge zusammen, dann stand er auf stellte den Krug auf den Boden ohne zu trinken und ging im Stall umher ohne ein Wort zu sagen, der Vater beobachtete ihn aber auch er sprach kein Wort. Abrupt blieb der Junge stehen sah zu seinem Vater hin und fragte ernst

„Würdest du mich allein in diese Welt schicken?“

Ein weiches Lächeln umspielte die Augen des Vaters, er öffnet seine Arme
„Dich würde ich nicht her geben, aber ich bin nicht Gott, .....
ich kann seine Wege oft nicht verstehen........
kann nicht verstehen warum er die Mutter von uns nahm, ich kann nur Vertrauen haben, sowie er Vertrauen in uns Menschen hatte als er uns seinen Sohn schickte, kann nur darauf vertrauen, dass es in seiner Welt, in die er sie nahm besser für sie ist“.

Der Junge blickte in das Gesicht seines Vaters, Tränen glitzerten in seinem Bart und seine Lippe zitterte als er weiter sprach „ wenn sich dich Nacht von Jesus Geburt jährt dann wünschen sich die Menschen etwas und oft geht es in Erfüllung.
Hast du einen Wunsch?“.
Der Kleine nickte, kuschelte sich in die Arme des Vaters
„Meine Mama“,
Sanft drückte der Vater ihn an sich und hauchte
„Ich auch“.
Durch eine Öffnung oben im Dach blickten sie auf einen sternenlosen Himmel,
„Es leuchtet kein Stern, er sieht uns nicht“, flüsterte der Junge und schloss seine Augen.

Aber er hatte Unrecht, Gott sah und hörte sie, er schickte ihnen in dieser Nacht einen Engel, der sie umarmte und in den ewigen Schlaf begleitete.


Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Angela Redeker).
Der Beitrag wurde von Angela Redeker auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.07.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Angela Redeker als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Mariannas Geheimnis von Brigitte Hanisch



Lena, nach einem arbeitsreichem Leben im Ruhestand, fasst den Entschluss ein völlig neues Kapitel zu beginnen. Sie leistet sich ein Wohnmobil, mit welchem sie alsbald eine Reise zu ihren Wurzeln in ihre alte Heimat antritt. Auslöser dieses gewagten Abenteuers ist das Foto einer außergewöhnlichen schönen und vornehmen Frau, ihrer Urahne Marianna, das Lena beim Aufräumen ihres Speichers findet [...]

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Angela Redeker

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Unentschlossen von Angela Redeker (Wahre Geschichten)
DER SILBERNE ENGEL von Christine Wolny (Weihnachten)
Waschbrettbauch von Norbert Wittke (Glossen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen