Christine Wolny

Der sparsame Weihnachtsengel


Der sparsame Weihnachtsengel

Jeden Monat holten die Engel beim Nikolaus, der die Himmelsbank verwaltete, ihr Taschengeld ab. Jeder Engel bekam vier Gold- vier Silber- und vier Kupfermünzen. Die meisten Engel warteten schon auf den Auszahlungstag, denn ihre Wünsche waren größer als das Taschengeld.


Nicht so bei einem Engel, der sehr sparsam war. Er kaufte sich nichts neues. Kleider, die die anderen Engel wegwarfen, flickte er, meist fehlten nur ein paar Knöpfe oder eine Naht war aufgetrennt. Die anderen Engel lachten heimlich darüber. Wenn sie wöchentlich zum Himmelsfriseur gingen, um sich wieder eine neue Frisur machen zu lassen, wusch der sparsame Engel das Haar selbst und wickelte sein Engelhaar über selbstgebastelte Lockenwickler, die er aus festgedrehtem Papier herstellte.


Er kaufte sich nie etwas zu naschen. Dadurch hatte er wunderschöne Zähne, und die anderen Engel beneideten ihn darum. Er musste nie zum Himmelszahnarzt, denn er kannte keine Zahnschmerzen und wunderte sich immer darüber, wenn er das Jammern der anderen Engel hörte. Es tat ihm leid, zu sehen, wie die Engel litten, doch keiner wollte seinem Rat, nicht zu naschen, befolgen.
Oft übernahm er Putzarbeiten, die andere Engel nicht verrichten wollten. Dazu gehörte, das Blankputzen ihrer Heiligenscheine. Der sparsame Engel hatte Spaß daran, wenn er es schaffte, in einer Stunde drei Heiligenscheine zum Strahlen zu bringen. Viele Engel bezahlten etwas dafür. Auch das allabendliche Anzünden der Sterne erledigte er für sie, während die anderen auf der Mondsichel saßen und tüchtig schaukelten und lachten. Der sparsame Engel sammelte seine Goldmünzen in einem kleinen Leinensäckchen und brachte ihn in der Adventszeit zur Himmelsbank. Der Nikolaus staunte, als er den Engel mit dem Geldsack sah. „Das habe ich das ganze Jahr über gespart, damit kannst Du Weihnachtsgeschenke für die Kinder auf Erden kaufen, die auch sparen können. Du kennst bestimmt welche.“ Mit diesen Worten überreichte er dem Nikolaus das Säckchen.

Der Nikolaus war ganz gerührt von der Geste. So etwas ist ihm im Laufe der vielen Jahre noch nie vorgekommen. Und er hatte eine Idee. Er wollte den sparsamen Engel auf seine Weise belohnen.
Der Engel durfte die Geschenke für die Kinder aussuchen, sie einpacken und er durfte den Nikolaus auf der Fahrt zu den Kindern auf Erden begleiten.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.11.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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