Michael Speier

Peters letztes wahres Weihnachtsfest

Der kleine Peter war gerade Fünf Jahre alt geworden. Er hatte voller Schmerzen erfahren müssen das es keinen Nikolaus gab, und das selbst das Christkind eine reine Erfindung seiner Eltern war. Im Kindergarten hatte man ihn darauf aufmerksam gemacht das dies alles nur Lügen und dergleichen waren. Die neue Kindergartenlehrerin, Frau Müller-Wermut, hatte gerade ihre Kinderpause von 12 Jahren hinter sich, und ersann sich an ihre Zeit auf der Walldorfschule. Diese Kinder durften doch nicht mit dem angsteinflößenden Bild eines dicken Mannes mit falschem Bart groß werden. Es wurde allerhöchste Zeit das dieser Wahnsinn ein Ende hatte. Sie setzte sich nach dem Frühstück mit den Kindern in einem Kreis zusammen und klärte sie auf (über den Weihnachtsmann. Die sexuelle Aufklärung war schließlich Sache der Eltern. Manche Pädagogen haben ein seltsames Bild von der Welt, vielleicht leben sie auch einfach nur in einer Anderen, wer weiß das schon?). Peter jedenfalls fiel ein Stein vom Herzen, denn er hatte stets Angst davor das der Nikolaus ihn eines Tages in seinem großen Sack mitnehmen würde. Eigentlich wäre es ja auf einen Versuch angekommen, dachte er sich immer. Dieser Sack sah nicht gerade sehr geräumig aus, und wenn man einmal annahm das der Dickwanst in Rot und Weiß (diese Farben wiesen verblüffende Ähnlichkeit mit seinem favorisierten Erfrischungsgetränk auf, und dieser Bärtige Riese schien sich ausschließlich davon zu ernähren) nur jedes Kind mitnahm das so böse und unartig wie Peter war, so musste bereits nach kurzer Zeit ein schrecklicher Platzmangel in dem Sack herrschen. Außerdem wollte Peter schon immer einmal mit dem fliegenden Schlitten fahren, gezogen von Rentieren dessen Nasen leuchteten. Aber nun hatte Frau Müller-Wermut ihn darauf hingewiesen das unter dem prächtigen Bart in der Regel nur ein verkleideter Student zu finden sei. Das weckte natürlich Peters Neugierde, denn mit Fünf Jahren hatte er noch keine Ahnung was ein Student war. Er dachte an dünne, lange, glupschäugige Jugendliche, die lange Haare hatten und sich ausschließlich von Pizza und Bier ernährten, bis spät in die Nacht hinein feierten, und morgens Probleme damit hatten aufzustehen. Er konnte nicht ahnen wie nah er damit der Wahrheit kam. Der Nikolausabend kam, und Peter war gewillt die Wahrheit herauszufinden, egal um welchen Preis. Es klingelte um Fünf nach halb Sechs, Mami öffnete die Tür und Peter schlug das Herz bis zum Hals. Der falsche Nikolaus stapfte mit Glockengebimmel ins elterliche Wohnzimmer. Nun, wenn man ehrlich war konnte man es kaum stapfen nennen, er trug sehr sportliche Turnschuhe und kam eher auf leisen Sohlen daher. Er ließ die kleine Glocke in seinem Sack verschwinden, und nahm sein großes goldenes Buch daraus hervor. Peter fiel auf das es nichts anderes war als ein mit Goldpapier umschlagener Aktenordner der nur wenig Papier enthielt. Dann sprach die ehrfurchteinflößende Gestalt mit verstellt tiefer Stimme.

>>Wohnt hier ein kleiner Junge namens Peter Bauer?>Frau Müller-Wermut hatte Recht. Du bist gar nicht der Nikolaus, du bist ein verkleideter Student>In Echt gibt es gar keinen Nikolaus, hat Frau Müller-Wermut gesagt, und es gibt auch kein Christkind.>Das hast du wunderbar hinbekommen, Peterchen, wirklich. Na gut. Dann gibt es eben keine Weihnachtsgeschenke mehr, denn wenn es keinen Nikolaus und kein Christkind gibt, dann gibt es auch keine Geschenke. Ich gehe.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.01.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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