Eva-Maria Herrmann

A Briafal ans Christkindl (bayrische Mundart)

Liebes Christkind,

so wie jeds Jahr hat mei Mama gsagt, wenn i ned brav bin, dann kommt’s Christkindl heuer ned.
Aber bis jetz bis’d trotzdem oiwei kumma, obwohl i ganz und garned brav war.
Am bravsten bin i immer am Dog bevor der Nikolaus kommt, a boar Dog vor Heilig Omd und an meim Geburtsdog. Aba fünf Dog im Jahr reichn halt ned aus, damit ma wirklich sicher sein kann, obs’d auch kommst. Und drum hab i ma denkt, ich frag halt einfach nach.
Und dabei kann ich auch gleich a paar Sachn richtig stelln.

Weil einglich kann ich ja die meiste Zeit nix dafür, dass i ned so brav bin.
I mach garnix und trotzdem hab i nachher wieder was angstellt.

So wia neulich!
Da hab i bloß beim Fenster ausseschaugn wolln!
Aber wia i aufn Disch gstiegn bin, da iss die volle Kaffeekanna umkippt und die ganze Lettn hat´si über die weiße Dischdeckn verteilt. Vor lauter Schreck bin i dann schnell obagsprunga. Dabei hab i mi aber in dem damischn Fetzn verfanga und des ganze Gschirr mitsamt dem Kuacha obagrissn.
Des war vielleicht a Sauerei!
Mei Mama iss schier ausgflippt!
Wo doch jedn Augnblick unser Nachbarin ausm 5. Stock kemma ko!
Und des iss die größte Ratschn im ganzen Haus! - Und wias da Deifi will, da hat’s a scho klingelt.
Dera wenns’d die Tür aufmachst - und des hot mei kloane Schwester glei do - dann stehts aa scho mit oam Satz im Wohnzimmer.
So schnell kannst garned schaun!
Und mit am Rundumblick, der bis unters Sofa glangt, da hat se si glei an Überblick über die Lag verschafft.
„Ja um Himmelswillen, was ist denn hier passiert?“ hat’s gruaffa und dabei recht schadenfroh grinst.
Mei Mama hat’s kurz auf’klärt, sich bei der Bißgurkn vielmals entschuldigt und des Kaffeekränzchen erstamal verschobn.
„Ja, Sie haben’s nicht leicht! Vier Kinder! Und als wär das allein nicht schon schlimm genug, auch noch so eine Wilde wie die Evi dabei! Nein, dieses Kind,
da ist man gestraft damit!“
Auf des hin, da hat’s mei Mama dann schnellstens zur Tür aussig’schobn, bevor se si vergisst und sich dann gaaanz langsam zu mir um’dreht.
Mei, da bin i schnell wordn!
Aber am End dawischts mich doch immer und die Straf bleibt ned aus!
A Wunder, dass i heut überhaupt no leb!

Dabei kanns doch eignlich ganz froh sein, dass ned den ganzen Namidog mit dem damischen Weibsbild verbringa hat müssn. Weil vorher, hat’s nämlich noch gsagt, dass froh is wenn der Kaffeeklatsch vorbei und die Ratschkattl wieda ganga is.

Na bitte! Da hammas doch scho!

Hätt´i den Tisch ned abgräumt, dann hätt’s für a paar Stund dera ihr Gschmatz aushaltn müssn.

Eignlich war’s oiso a guade Tat!

Und dass i vorgestern in den Stadtbrunnen einigfalln bin, des is aa ganz ohne mei Schuld passiert.
Mir san wie immer, schee ausstaffiert im Sonntagsstaat, auf’m Weg in die Kirch g’wesn. Mei großer Bruader, mei große Schwester - und i.
Unser Kloane, die muaß no ned mit in’d Kirch, die versteht des sowieso no ned.
I versteh zwar aa ned ois, was der Pfarrer sagt, muaß aber trotzdem hin.
Und mei Bruader versteht ned warum dass er hin muaß.
Bloß mei große Schwester, de iss immer ganz brav und macht ois was ma ihr sagt.

Aufjedenfall hat mei Mamma no zu de zwoa g’sagt, se solln guat Obacht auf mi gebn.
S’is ned damit mir nix passiert, sondern eher damit i nix anstell.
Aber mei Bruader hat mei Schwester mit Schneebälle beschmissn und i hab eahm gholfn. Und dann hat’s bleckt und iss uns vorausglaufn.
Mei Bruader hat dann an Spezl troffn und so bin i allein hint nachidackelt.
Und wie mir am Stadtbrunnen vorbeilaufn, da hab i gsehn, dassa ganz zuagfrorn war. Und am Lustigstn, war der eingfrorene Strahl von dem Pissmandal.
Und da hob i ma denkt, den brich i jetz ab und schaug ob der anders schmeckt als wie ein normaler Eiszapfn.
Wie ich aber in den Brunnen einigstiegn bin, da bin i ausgrutscht und mim Hintern aufs Eis gflogn. Da hat’s dann laut kracht und bevor i gschaugt hab, da bin i aa scho im Nassn gsessn.
Mei Bruader und sein Spezl hättn si vor lauter Lacha fast in’d Hosn bieselt.
Bloß mei Schwester, de glei zruckglaufn kommen is, hat mi ganz bös angschaut, am Kragn backt und ausm Wasser zogn.
Mir san dann glei wieder hoamganga und bis i dahoam war, da war i genauso eingfroan wie des Mandal im Brunnen.

Aber wenn mas amal genau überlegt, dann hat mei Bruader an dem Dog ned in’d Kirch gehn müssn und des hat’n narrisch gfreut, weil er des garned mag.
Oiso, war des eigntlich auch a guate Tat!

Und wenn ich’s recht bedenk, dann hab i der ganzn Familie no an Gfalln do!
Wia i letztn Freitag die Geign von meiner Schwester im Bettkastn versteckt hab, damit´s ned üben kann, weil sich des anhört, als wemma na Katz aufn Schwanz aufesteigt.
Freilich hätti’s dabei im Geignkastn lassn solln, aber dann hätts’ses ja gleich gmerkt, dass ned da is. Und so, hats’es erst gspannt, wie’s übn wollt.
Des Gschrei! Des war lustig.
Weniger lustig war’s dann, wie mei Mama mich beim Ohrwaschl backt hat, weil ihr des sofort klar war, das da ich dahinter steck. Also hab ich die Geign aus’m Versteck rausholn müssn.
Jetzt san mir aber beim Einestopfa von dem blödn Drum in den Bettkasten zwoa Seitn grissen gwesn. Und weil ma koan Ersatz dahoam ghabt ham, war des ganze Wochenend a Ruah.

Wenn des koa guade Tat war?!

Du merkst also, eigntlich bin i a richtig bravs Kind und mach nur guate Tatn, bloß griagts mei Mama oiwei in den falschn Hals. Aber du siehst des bestimmt genauso wie ich und drum bin i ganz sicher, dass auch heuer wieder was unterm Christbaum für mich liegt. Gell?

Deine Evi

P.S. Und die Sache mit die schwarzn Fingerdapper auf die frischputzn Türn, des iss doch bloß a Kleinichkeit, oder?

Noch mal P.S. Und dass mei kloane Schwester in’d Steckdosn einiglangt hat, des is doch ned mei Schuld. Des hätt’s ma ja blos ned nachmacha braucha oder zumindest ned mit der Eisenschraubn die i ihr gebn hab.
Iss doch klar, dass oam da oane zünd!

Letztes PS: Und dass z’kurze Arm hat, da kann ja ich auch nix dafür. Ich hab bloß gsagt sie soll a mal schaun ob der Ofa no warm is. Mei Hand kann ich drüber haltn ohne dass i, wia sie, mei ganze Bratzn auf der Herdplattn hab.
Übrigens hat des richtig zischt und gstunga hats auch, wias des gmacht hat.

Zum Schluß: Jetzt kommt nix mehr, weil vielleicht hat da ja mei Mama ned alles verzählt, was’d ned von selber mitgriagt hast und da wär ich ja schön blöd, wenn ich dir’s verratn tät.

Pfiati dann, bis Weihnachten!

Seit 5 Jahren schenke ich meiner Familie ein Geschichte zu Weihnachten. Und diesesmal ist es wieder was bayrisches geworden. Ich will sie aber allen, die die bayrische Sprache mögen und verstehen nicht vorenthaltenfür. Und wer's ned versteht? Sorry! Schöne Adventszeit, EvaEva-Maria Herrmann, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.12.2004. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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